Gedanken für den Tag

von Astrid Schweighofer, evangelische Theologin und Journalistin. "Wider den 'Irrwahn' des Krieges" - Zum 100. Todestag von Bertha von Suttner. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Die Waffen nieder!" Mit dieser Parole, Titel des gleichnamigen Romans, war die Schriftstellerin und Pazifistin Bertha von Suttner 1889 schlagartig in aller Munde. Weltweit genoss sie von nun an Ruhm und Ansehen. Weltweit? Nein. Denn in ihrer Heimat Österreich war sie alles andere als beliebt. Von der "dicken Bertha" oder der "Friedensbertha" war hierzulande abschätzig die Rede. Als sie am 21. Juni 1914 verstarb, veröffentlichte die Neue Freie Presse einen wohlwollenden Nachruf. Darin heißt es:

"Wie hat man nicht gelacht über sie, gespöttelt. Unser liebes Wien voran, das mit ebenso viel Bosheit als Gemütlichkeit immer den wichtigen ,Spitznamen' für die wenigen findet, die den Mut und die Kraft haben, einen großen Gedanken zu Ende zu denken. ,Die Friedensbertha!' Mein Gott. Sie schien abgetan. ... Erst als der ,Nobel-Preis' kam, stutzte man. ,Die Suttner?!' Am Ende waren ,die draußen' wieder einmal gescheiter gewesen?"

Der Nobelpreis, das war 1905. Bis dahin musste sich Bertha von Suttner Anfeindungen, vor allem aus dem konservativen und deutschnationalen Lager, gefallen lassen. Ihr Einsatz für den Frieden, ihr Eintreten für die Gleichberechtigung der Frau und gegen den Antisemitismus, ihr Antiklerikalismus, das alles passte so gar nicht in die konservativ und militaristisch geprägte Gesellschaft der K. & K. Monarchie. Immerhin: Heute zweifelt niemand mehr an den herausragenden Leistungen der Bertha von Suttner. Straßen, Plätze und Schulen sind nach ihr benannt. Ihr Porträt zierte ab 1966 die Tausend-Schilling-Note und ist heute auf den österreichischen 2 Euro Münzen zu sehen. Apropos Euro und Europa: Bertha von Suttner hatte schon 1892 die Vision eines europäischen Staatenbundes. Angesichts des drohenden Krieges schrieb sie 1913: ",Ein geeinigtes, verbündetes Europa', dies hat fortan das Losungswort des geklärten Pazifismus zu sein. Das kann man nicht oft genug wiederholen."

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Edward Elgar
Titel: Chanson de Matin / Nr.2 aus "Chansons" op.15
Solist/Solistin: Nigel Kennedy /Violine
Solist/Solistin: Peter Pettinger /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Chandos 8380

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