Gedanken für den Tag

13. November 2015, 06:56

Zu Diwali wird auch die Devi, die Göttin in ihren unterschiedlichen Formen verehrt. Verehren Hindus im Norden von Indien an diesem Tag Lakshmi als strahlende, Glück und Wohlstand verheißende Göttin, beten sie andere zur selben Zeit als Kali, die dunkle Seite der Göttin, an.

Kali, meistens schwarz, manchmal blau dargestellt, ist furchterregend, sie zerstört und beschützt. Sie symbolisiert das Verstreichen der Zeit. Bengalische Philosophen nehmen ihr gegenüber oft die Rolle eines hilflosen Kindes an, die bei Kali, ihrer Mutter, Erlösung suchen. Obwohl sie den Tod deutlich vor Augen führt, hoffen ihre Anhänger, die Furcht vor dem Tod mit ihrer Hilfe zu überwinden. Der hinduistische Mönch und Gelehrte Swami Vivekananda, wendet sich in einem Gedicht an Kali:

Komm, oh komme, Mutter!
Grauen ist Dein Name,
Tod ist Dein Atem.
Jeder Schritt von Dir,
Erschüttert eine Welt,
Zerstört sie für immer.
O Zeit, die alles zerstört!
Komm, oh komme, Mutter

Der wichtigste Tempel, in dem Kali verehrt wird, ist der Kalighat Tempel in Kalkutta. Tausende Gläubige drängen sich täglich am Allerheiligsten vorbei, um einen kurzen Blick auf die Göttin zu erhaschen. Ziegenbockopfer lösen Versprechen ein, die die Menschen der Göttin einst gaben, um sie vor Krankheiten zu heilen oder beruflichen Erfolg zu beschleunigen. Im früheren Gästehaus des Tempels finden sich auch Spuren einer anderen Mutter: Mutter Teresa. Ein Kreuz mit der Aufschrift "Mich dürstet" zeugt von Mutter Teresas Mission und weist auf die Existenz des 1952 gegründeten Sterbehauses hin. Die umstrittene katholische Missionarin und Friedensnobelpreisträgerin wurde vom kommunistisch hinduistischen Kalkutta wie Kali als die Mutter verehrt. Ihr war es erlaubt, in Kalighat zu wirken. Ein heiliger Ort, unterschiedlichste Ideologien und doch ein Miteinander.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler