Diagonal - Radio für Zeitgenoss/innen

Stadtporträt Sankt Petersburg - die zweite Hauptstadt Russlands. Eine Sendung von Erich Klein und Peter Waldenberger

"Piter", wie die Stadt von vielen Einheimischen genannt wird, versteht sich mit weltberühmten Institutionen wie der Eremitage oder dem Mariinski-Theater bis heute als russische Kulturhauptstadt. Fast alle Avantgarden der Malerei und Musik unserer Zeit hatten ihren Ursprung in Sankt Petersburg.
Wenig mehr als 300 Jahre alt ist die von Peter dem Großen gegründete Stadt. Die Metropole an der Newa war nicht nur die Stadt der Zaren, Paläste und des sagenhaften Prunks - Ende des 19. Jahrhunderts kündeten Dostojewskijs Helden quasi auch vom kommenden Terror. Im 20. Jahrhundert wurde Petrograd zweimal "ermordet": Einmal durch Lenins Oktoberrevolution 1917, die sich nächstes Jahr zum 100. Mal jährt, ein zweites Mal durch die 900-tägige Blockade der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg. Tausende starben dabei den Hungertod.
1991 erhielt die Stadt ihren alten Namen Sankt Petersburg zurück - doch Russlands berühmteste und provokante Ska-Band nennt sich bis heute "Leningrad". Hier begann auch der sagenumwobene Aufstieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Petersburg ist das Fundament seiner heutigen Macht. Eine Stadt der Extreme, deren politische Korruption und Alltagskriminalität gegenwartsnahe in der russischen TV-Serie "Banditskij Peterburg" abgebildet wird. Aber auch eine Stadt der architektonischen und kulturellen Juwele und des Tourismus. Nicht zuletzt der magischen "weiße Nächte" im Mai und Juni wegen, über die der Literaturnobelpreisträger Josif Brodski bemerkte: "In dieser Stadt ist es die unwirklichste, berückendste Zeit: Du kannst um zwei Uhr nachts ohne Lampe lesen und schreiben; die aufragenden Häuser, schattenlos, mit golden verbrämten Dächern wirken wie zerbrechliche Porzellangebilde."

Service

Heike Maria Johenning, "Architekturführer St. Petersburg", DOM publishers

Orlando Figes, "Hundert Jahre Revolution. Russland und das 20. Jahrhundert", aus dem Englischen von Bernd Rullkötter, Hanser Berlin

Lidia Ginsburg, "Aufzeichnungen eines Blockademenschen", aus dem Russischen von Christiane Körner und mit einem Nachwort von Karl Schlögel, Bibliothek Suhrkamp

Michel Eltchaninoff, "In Putins Kopf. Die Philosophie eines lupenreinen Demokraten", aus dem Französischen von Till Bardoux, Tropen Verlag

Karl Schlögel, "Petersburg. Das Laboratorium der Moderne 1909 - 1921", Carl Hanser Verlag
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