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"Blutschlamm". Die Flutkatastrophe im westungarischen Kolontár. Von Christian Lerch

Zu Mittag des 4. Oktober 2010 bricht der Damm des Auffangbeckens einer Aluminiumhütte im westungarischen Kolontár. Mit lautem Getöse und binnen weniger Minuten ergießen sich über 800.000 Kubikmeter hochgiftigen Schlamms über Dörfer und Felder. In den Tagen danach veröffentlichen internationale Medien apokalyptische Bilder des roten, hochtoxischen Schlamms, der sich den Weg durch das Dorf gefressen hatte. Das Medieninteresse ist kurze Zeit später versickert und die Aluminiumhütte nimmt den Betrieb wieder auf.

Doch die Folgen des Dammbruchs prägen auch ein Jahr später das Leben der Bewohner von Kolontár und der ebenfalls betroffenen Nachbargemeinde Devecser. Neun Menschen kamen ums Leben. Jene Betroffenen, die überlebt haben, müssen ihr Hab und Gut aufgeben, da Wohngebiete und Ackerflächen über Jahrzehnte hinweg verseucht sind. Bei der Bewältigung der Umweltkatastrophe erscheint die ungarische Regierung überfordert. Juristische Prozesse um Entschädigungsforderungen dauern monatelang an. Der Wunsch der Bewohner nach rascher Rückkehr zur Normalität bleibt unerhört (Koproduktion ORF/SWR 2011).

Service

Autor: Christian Lerch, geboren 1978 in Bregenz. Lebt als Feature-Autor in Wien und Berlin.

Åke-Blomström-Preis 2008, "Featurepreis '10" der Stiftung Radio Basel. Zuletzt nominiert für den CNN Journalist of the Year Award 2011 für: "Verkauft! Wie Ayub, Akhdar, Ahmed und Abu Bakr im Gefangenenlager Guantánamo Bay landeten" (Koproduktion ORF/SWR/WDR 2009).

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