Radiokolleg - Warum Radfahren?

Spießrutenlauf und Lebensstil (3). Gestaltung: Sabine Nikolay

In seiner Jugend arbeitete Mark Twain viele Jahre lang als Schiffjunge auf den großen Dampfern, die den Mississippi befuhren. Als er später heiratete, versprach er seiner Frau, die Seemannsflüche, die er dort gelernt hatte, für immer bleiben zu lassen. Doch dann kam der Tag, an dem der Schriftsteller das erste Mal ein Fahrrad bestieg. Mit zahlreichen Blessuren und verschmutzter Kleidung kehrte er von seiner Ausfahrt zurück. "Jetzt weiß ich, was Fluchen ist", sagte Twain zu seiner Frau. "Aber du hast mir doch versprochen, nicht mehr zu fluchen", warf ihm seine Frau vor. "Ich habe ja auch gar nicht geflucht", erwiderte Mark Twain, "das taten die Leute, die ich über den Haufen gefahren habe."

Daran, so scheint es, hat sich bis heute nichts geändert. Waren die Probleme, die andere Verkehrsteilnehmer zur Zeit Mark Twains mit den Radfahrern hatten, dem Fehlen von Klingeln, Beleuchtung und vor allem der Neuheit dieser vergleichsweise schnellen Vehikel geschuldet, so sind es heute das hohe Verkehrsaufkommen und der immer geringer werdende Platz auf den Straßen - vor allem der Städte - die die Emotionen hoch kochen lassen.

Fahrräder haben einen großen Vorteil: Sie brauchen kein Benzin, verursachen keinen Schadstoffausstoß und sind leise - doch genau das ist es, was sie für andere Verkehrsteilnehmer, vor allem für Fußgänger, gefährlich macht. Und so geraten Radfahrten oft zu einem Spießrutenlauf zwischen zu knapp überholenden Autos, rutschigen Straßenbahnschienen, ahnungslosen Touristen und Falschparkern, die die Radwege blockieren, wütend-überraschten Fußgängern und Radlern, die ihren sportlichen Ehrgeiz am falschen Ort ausleben. Dabei hält Radfahren fit, schont die Umwelt und führt zu Autonomie, entlastet die Straßen und steigert die Luftqualität.

Sabine Nikolay widmet sich der historischen Entwicklung dieses jungen Fortbewegungsmittels, den Möglichkeiten, die es bietet und thematisiert Vor- und Nachteile dieser Art des Geschwindigkeitsrauschs.

Service

Roland Girtler, Vom Fahrrad aus, LIT Verlag 2004
Walter Ulreich, Das Steyr-Waffenrad, erschienen im Weishaupt Verlag, 1995
Herrmann Knoflacher, Zurück zur Mobilität, Wien 2013


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Die Sammlung alter Draisinen, Velocipede, Hoch-, Drei-, Nieder- und Waffenräder ist im Technischen Museum zu bewundern:
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Am 23.5.2013 um 19:00 findet ein Radiokolleg zum Mitreden im Radiocafé statt.

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