Aktuelles Album "Rebelution"

Queen of Dancehall

Tanya Stephens gilt neben Lady Saw als "Queen of Reggae-Dancehall". Diese Woche gastiert Stephens in der Szene Wien und stellt ihr Album "Rebelution" vor. Nach der Geburt ihrer Tochter bekam Stephens die Schattenseiten des Reggae-Business zu spüren.

Tanya Stephens' Smash-Hit "It's A Pity"

"It's a pity, you already have a wife…!" Kaum ein anderer jamaikanischer Song dieses Jahrtausends hat sich mehr in die Gehörgänge von Nicht-Reggae-Hörern eingebrannt als "It's A Pity".

Die Geschichte von der unmöglichen Liebe zweier schon liierter Menschen, unterstützt vom treibenden Bass und den mächtigen Bläsern des Riddims der Hamburger Band Seeed war einer der Überraschungshits 2004/2005. ("Riddim" ist ein Instrumentalstück, über das verschiedene Sänger ihre Songs singen, Anm.) "The Queen is back!", jubelten dann auch die Branchenblätter über das gelungene Comeback der Sängerin mit der markanten Stimme.

Konkurrentin Lady Saw

Tanya Stephens stammt aus St. Mary, einem Dorf in einer armen Region der Antilleninsel. Im Alter von 16 Jahren machte sie 1993 das erste Mal mit "Big Things A Gwaan" auf sich aufmerksam.

1996 gelang ihr der Durchbruch mit dem Song "Yuh Nuh Ready Fi Dis Yet" auf dem bekannten Joyride-Riddim. Ihr Image lehnte sie bewusst an ihrer (damaligen) Freundin und zugleich schärfsten Konkurrentin um die Krone der Dancehall-Queen Lady Saw an. Sexy, frech, schlagfertig - rude, wie es in Jamaicas Dancehalls seit Jahrzehnten eben heißt.

Jamaica-Schweden-Jamaica

Nach der Geburt ihrer Tochter bekam Tanya Stephens die Schattenseiten des Reggae-Business zu spüren. Die Dancehall-Produzenten in Kingston ließen sie fallen - zu unsexy, keine Zeit für Shows, lautete der zynische Kommentar der Studio-Bosse, kurz: not rude any more.

Bei einer Musikmesse in Cannes lernte sie - nach einigen Monaten der Frustration und des Selbstmitleids - zwei schwedische Produzenten kennen. Sie unterschrieb einen Vertrag bei Warner-Schweden und produzierte das Pop-Album "Sintoxicated". Tracy Chapman lässt grüßen - um die CD lakonisch zu kritisieren. Durch die anschließende Arbeit mit deutschen Reggae-Produzenten und Selektas fand das "Country Gyal", also das jamaikanische Landmädchen, wieder Gefallen am Reggae und zu ihrem Dancehall-Selbstbewusstsein zurück.

Comeback-Album

Der 30. März 2004 markierte einen Meilenstein in der zweiten Karriere der Tanya Stephens. An diesem Tag wird ihr Comeback-Album auf einem jamaikanischen Major-Label veröffentlicht: Gangsta Blues. "Ich möchte, dass sich die Kritiker das genau anhören und mich hoffentlich dann nicht mehr mit irgend einer anderen Sängerin vergleichen", schreibt sie den Musikjournalisten auf die Vorab-Promo-CD.

Den frommen Wunsch hätte es wohl nicht gebraucht: Auch beim ersten Hineinhören wird klar, dass hier eine äußerst talentierte und vielseitige Künstlerin am Werk ist. Von Roots-Reggae bis ironischem Anti-Macho-Dancehall, vom poppigen Entlarven von weißen Familienidylle-Lügen in "Little White Lie" bis zur Gänsehaut-Ballade "Oh, What A Day" ist alles zu hören. Not just rude!

Neuerscheinung "Rebelution"

Auf ihrem aktuellen Album "Rebelution" setzt Tanya Stephens voll auf (auch poppige) Roots-Reggae-Tunes, von hartem Dancehall hat sie sich distanziert. Kämpferisch gibt sie sich in ihren Texten, vor allem, wenn es um ihre Neider und Neiderinnen geht. Ihrer früheren Gefährtin Lady Saw, die ihre Rückkehr aus Schweden abfällig kommentiert hatte, gibt sie im Song "Who is Tanya" eindeutig zu verstehen: Du bist keine Konkurrenz, was die Textzeile "a girl like me with such a high IQ, would not be chillin with a cloth like you!" wohl beweisen dürfte.

Allen Freunden facettenreicher, jamaikanischer Musik, die nicht im Einzugsbereich einer Stadt auf Tanya S.' Tourneeplan wohnen, sei zum Schluss eine mitfühlend gemeinte Abwandlung ihres größten Hits mitgegeben: "It's a pity … you can't come and see her".

Veranstaltungs-Tipp
Tanya Stephens, Dienstag, 27. Februar 2007, 20:00 Uhr, Szene Wien

Links
Szene Wien
Seeed
Jahworks - Interview mit Tanya Stephens
Wikipedia - Riddim