Pater Sporschills Projekte für Kinder in Südosteuropa

Ein Leben für die Hoffnung

1991 ging der Jesuitenpater Georg Sporschill nach Rumänien, um dort, bald nach der Wende, ein Projekt für Straßenkinder aufzubauen. Heute weitet er seine Aktivitäten mit seinem Verein Concordia bereits auf Moldawien und kürzlich auch auf die Ukraine aus.

Der Jesuitenpater über seine Arbeit mit Straßenkindern

"Wenn so ein Kind vor dir auf der Straße steht, und es sagt zu dir: 'Hast du einen Platz für mich?', dann muss man einfach überlegen und kämpfen, um dem Kind ein Bett und ein Dach über dem Kopf zu organisieren", sagt Pater Georg Sporschill.

Der Jesuitenpater Georg ist heuer 60 Jahre alt geworden. Sein seelsorgerisches Interesse galt und gilt der Jugend, besonders obdachlosen, drogensüchtigen und haftentlassenen Jugendlichen. 1991, nach der Revolution, wurde Pater Georg Sporschill für sechs Monate von seinem Orden nach Rumänien geschickt - mittlerweile sind 16 Jahre daraus geworden.

Drogensüchtig, verwildert, gewalttätig, krank

"Unter Ceausescu gab es diese berüchtigten Kinderheime. Nach der Revolution sind viele der Kinder einfach weggelaufen. Bei meiner Ankunft in Bukarest bin ich ihnen zum ersten Mal begegnet: Viele der Kinder und Jugendlichen waren unter Drogen, verwildert, gewalttätig und krank", erzählt der aus Vorarlberg stammende Jesuitenpater mit dem markanten Vollbart und den blitzenden Augen.

In Bukarest hat Georg Sporschill mit seinem Hilfsprojekt "Concordia" für Straßenkinder begonnen. "Concordia" heißt der Verein der Jesuiten, der die verschiedenen Häuser und Projekte von Georg Sporschill vereint. Das "Haus Lazarus" zum Beispiel, in dem Kinder, die direkt von der Straße kommen, erstversorgt werden. Und Häuser, in denen die Kinder dann in familienähnlichen Strukturen die Möglichkeit haben, in Geborgenheit und ohne den täglichen Kampf auf der Straße aufzuwachsen.

Außerhalb von Bukarest können größere Kinder und Jugendliche auf einem Bauernhof von "Concordia" leben und arbeiten. Die Jugendlichen haben hier die Chance, einen Beruf zu erlernen. Auf dem Bauernhof gibt es eigene Werkstätten. "Hoffnungskinder" möchte Georg Sporschill nunmehr diese Kinder nennen, nicht "Straßenkinder".

Internationale Hilfe

Mehr als 1.000 Kinder haben Pater Georg Sporschill und sein Team in den vergangenen Jahren vom Bahnhof aufgelesen und aus dem Kanalsystem geholt. Sie haben ihnen saubere Kleidung, Essen und ein Dach über dem Kopf geschenkt. Vor allem aber haben sie den Kindern Gemeinschaft und Geborgenheit geschenkt.

Seit zwei Jahren ist der Jesuitenpater Georg Sporschill nicht nur in Rumänien, sondern auch in Moldawien, einem der ärmsten Länder Europas, tätig. Und am 8. Dezember hat er das erste Haus von "Concordia" in der Ukraine eröffnet.

Konkretisiertes Weihnachtsevangelium

Kindern ein Dach über dem Kopf zu geben, ihnen in familienähnlichen Strukturen Geborgenheit zu schenken, ist für Georg Sporschill eine sehr praktische Übersetzung des Weihnachtsevangeliums.

Die Diskrepanz zwischen der Sehnsucht nach Harmonie und den Spannungen, die besonders zu Weihnachten auftreten, ist ihm aber absolut bewusst: "Weihnachten ist ein sehr schwieriges Fest", sagt Georg Sporschill und spricht konkret auch die Sorgenkinder an, die es in jeder unserer Familien in der einen oder anderen Form gibt. Sie in die Mitte zu nehmen, das ist für ihn eine schwierige, aber lohnende Aufgabe - gerade zu Weihnachten.

Nicht wir lehren ...

Weihnachten hat Georg Sporschill viele Jahre lang auf dem Bahnhof von Bukarest verbracht. Ein Großteil der Bevölkerung Rumäniens und Moldawiens gehört der rumänisch-orthodoxen sowie der russisch-orthodoxen Kirche an. Die Kinder und Jugendlichen sind nicht religiös erzogen worden.

In allen Häusern von Georg Sporschill gibt es eine Kapelle. Zwei Mal täglich versammeln sich dort die Kinder und ihre Betreuer. Und dann passiert jedes Mal etwas für den Jesuitenpater und viele seiner Mitarbeiter und gern gesehenen Gäste Erstaunliches: "Die Kinder verwandeln die Fürbitten in Dankgebete und bedanken sich einfach für alles: für ein Bett, ein Essen, für einen freundlichen Blick, für die Schneeflocken und für alle Gönner unserer Häuser. Nicht wir lehren sie beten, sondern sie uns", erzählt Georg Sporschill mit einem Lächeln.

"Hoffnungskinder" statt Straßenkinder

Der Jesuitenpater ist bei all seinen Projekten auf Spenden angewiesen. In den vergangenen Jahren ist es Georg Sporschill und seinen Teams in Rumänien, Moldawien und der Ukraine gelungen, aus mehr als 1.000 Straßenkindern "Hoffnungskinder" zu machen.

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Imago, Dienstag, 26. Dezember 2006, 00:05 Uhr

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Concordia