Lebensmotto "Trouble Bound"

Billy Lee Rileys unstete Karriere

Billy Lee Rileys Debüt-Song "Trouble Bound" beeindruckt den jungen Bob Dylan bleibend. Doch Rileys Karriere verfehlt den Durchbruch stets knapp. 1992 holte ihn Dylan aus der Versenkung zurück und präsentiert ihn als eines seiner Vorbilder.

Billy Lee Riley "Red Hot"

Seine Kollegen bei Sun Records waren überzeugt, dass er wie kein anderer das Zeug zum Star hat. Trotzdem hat die Karriere des Rockabilly-, Blues- und Country-Blues-Musiker Billy Lee Riley den entscheidenden Durchbruch verfehlt.

"Trouble Bound", der Titel der ersten Platte, klingt wie ein Omen. Aufgenommen hat sie der damals 23-Jährige 1956.

Bevorzugtes Aufnahmestudio

Bis heute ist Riley mit Sun Records besonders emotionell verbunden. Sein bevorzugtes Aufnahmestudio ist Sun Records in Memphis. Dort hat er in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder auch seinen musikalischen Beitrag der 1950er Jahre neu interpretiert, auf den er heute stolz ist.

Schon am Beginn seiner Karriere hat Riley in Hillbilly- und Country-Bands gespielt. Aber sein erstes Country-Blues-Album "Hillbilly Rockin' Man" hat er erst im Jahr 2003 als 70-Jähriger aufgenommen.

Jugend in bitterster Armut

Billy Lee Riley wird 1933 geboren und wächst während der Depressionszeit in bitterster Armut auf. Seine Familie arbeitet auf einer Farm im Süden der USA, wo arme Weiße und Schwarze gemeinsam als Landarbeiter leben.

Während der vierjährigen Militärdienstzeit entscheidet Riley einige Musiktalent-Wettbewerbe für sich. Ins Zivilleben zurückgekehrt spielt er in der Freizeit in Country- und Hillbilly-Bands und für lokale Radiosender. Er nimmt einige Lieder seines Vorbilds Hank Williams auf, bevor er 1956 die Eigenkompositionen "Trouble Bound" und "Think Before You Go" einspielt.

Im Schatten von Jerry Lee Lewis

Beide Aufnahmen werden dem Sun-Records-Chef Sam Phillips zur Veröffentlichung angeboten und gefallen diesem so gut, dass er Billy Riley unter Vertrag nimmt. Statt dem Country-Song "Think Before You Go" will Phillips allerdings lieber ein Rockabilly-Lied veröffentlichen. Riley zeigt so viel musikalische Routine, dass er mit "Rock With Me Baby" rasch die geforderte Aufnahme abliefert.

Ausgerechnet als sich mit "Red Hot" 1957 der erhoffte, kommerzielle Erfolg abzeichnet, wird er von Jerry Lee Lewis übertroffen und in den Schatten von Sun Records bugsiert. Denn nachdem Lewis mit "Great Balls Of Fire" einen echten Top-Hit aufgenommen hat, lässt Phillips Riley und dessen Single "Red Hot" fallen, um sich der größeren Einnahmequelle zuzuwenden.

Session-Musiker

"Come Back Baby (One More Time)" lautet der Titel der sechsten und letzten Single, die Riley im Sommer 1959 auf dem Sun-Records-Label veröffentlicht. Nach dieser Aufnahme, der erneut Aufmerksamkeit und Anerkennung versagt bleibt, arbeitet Riley noch ein Weilchen als Session-Musiker bei Sun Records, die er Mitte 1960 verlässt.

Riley bleibt das Talent, das den Durchbruch, den Top-Hit, um den er ehrgeizig kämpft, nicht schafft. Gemeinsam mit seinem langjährigen Lead-Gitarristen Roland Janes gründet er eine Plattenfirma. In der Folge ist er als Produzent, aber auch als Studiomusiker an einigen Erfolgen beteiligt, von denen er aber finanziell nicht profitiert. So verkauft er seine Anteile an der gemeinsamen Plattenfirma kurz bevor Harold Dormans Single "Montain Of Love" zum Millionen-Hit wird.

Bei Elvis Presleys Silvester-Party

Mitte der 1960er Jahre zieht Riley nach Los Angeles, wo er dank seines ausdrucksstarken Harmonika-Spiels ein gefragter Begleit- und Studiomusiker ist.

1967 und 1968 engagiert Elvis Presley Riley für Auftritte bei seinen exklusiven Silvester-Partys. Elvis sah in "Trouble Bound" einen so eigenständigen Verwandten von "Heartbreak Hotel", dass er Sam Phillips persönlich versichert hat: Riley "klingt mehr nach mir, als ich selbst."

Rockabilly-Revival

Zwischen 1973 und 1979 wechselt Riley von der Musik- in die Anstreicherbranche. Nach Presleys Tod lockt ihn das boomende Rockabilly-Revival ins Show-Geschäft zurück. Dabei registriert er erstaunt, dass das Publikum seine Sun-Records-Aufnahmen schätzt, für die er sich so geniert hat, dass er sie so gut wie nie in seinen Konzertprogrammen berücksichtigt hat.

Nachdem er seinen Ruf als Rockabilly-Ikone gefestigt hat, verschwindet er wieder in der Versenkung aus der ihn 1992 Bob Dylan mit allen Ehren auf die Bühne zurückholt. Dylan zollt dem damals 59-jährigen Riley die lang ersehnte Anerkennung, indem er ihn bei einem Konzert in Little Rock als eines seiner Vorbilder präsentiert und zu einem spontanen Gastauftritt einlädt.

Grammy-Nominierung

Seit der öffentlichen Anerkennung durch Bob Dylan konzentriert sich Riley auf den Blues, der seine musikalische Kindheit geprägt hat und der seine Berufung ist. In der Folge wachsen Rileys Ansehen, Bekanntheit und Erfolg langsam, aber stetig: Er erhält erstmals Auszeichnungen und Ehrungen. So wird er etwa für sein überzeugendes Blues-Album "hot damn!" 1997 sogar für den Grammy nominiert.

Diverse Gastauftritte

Seit Ende der 90er Jahre ist Riley immer wieder auch als befreundeter Gastmusiker auf diversen Alben zu hören. 1999 begleitet er etwa Billy Swan auf dessen Elvis-Presley-Huldigungsalbum "Like Elvis Used To Do" bei "Mean Woman Blues" durch Stimme und Harmonika.

2002 ist Riley auf dem Album "Don Nix & Friends. Going Down" gemeinsam mit den Blues-Legenden John Mayall und Tony Joe White (dessen "I Got A Thing About You" und "Rainy Night In Georgia" Riley sehr überzeugend gecovert hat) zu hören.

Im heurigen Frühjahr hat Riley auf Doug Spartzs Album "American Stories Lies & Tales" das gelungene Duett von Bob Dylans "Love Minus Zero" aufgenommen, das hier anzuhören ist und so beschrieben wird: "Billy Lee Riley, Sun Records recording giant on a poignant cover of the Bob Dylan song 'Love Minus Zero'".

Text: Andreas Weigel

Hör-Tipp
Spielräume Spezial, Sonntag, 5. November 2006, 17:10 Uhr

Links
Rockabilly - Billy Lee Riley
RAB Hall of Fame - Billy Lee Riley