Das Welterbe der großen Affenarten

Naturschutz in Uganda

Uganda zählt zu den wenigen Ländern, in denen zwei der großen Menschenaffen-Arten - Schimpansen und Gorillas - in freier Wildbahn leben. Doch auch in Uganda verschwinden die Wälder und werden die Lebensräume der Tiere immer kleiner.

Wirksamer Artenschutz wird heute mit wissenschaftlichen Methoden und in internationaler Zusammenarbeit betrieben. Dass Uganda für Primatenforscher von ganz besonderem Interesse ist, liegt daran, dass hier gleich zwei Arten von Menschenaffen - Berggorillas und Schimpansen - beheimatet sind.

Und wie alle wildlebenden Gruppen sind sie von Wilderern bedroht, die Jungtiere fangen und als Haustiere verkaufen. Dabei werden unweigerlich mehrere erwachsene Tiere getötet. In Uganda haben die von Wildhütern beschlagnahmten Jungtiere eine Heimat auf Ngamba gefunden.

Ein Waisenhaus für Primaten

Ngamba ist eine Insel im Viktoriasee. Auf dem 40 Hektar großen Eiland leben 39 Schimpansen. Die Insel ist ein so genanntes Sanctuary, eine Art Waisenhaus, und für die zusammen gewürfelte Gruppe das Beste, wenn kein Wildgehege zur Verfügung steht. In ganz Afrika gibt es insgesamt 17 solcher Einrichtungen.

Das Ziel von solchen Waisenhäusern ist es, die Tiere wieder in die Wildnis zurückzuführen. In der Praxis fehlt es jedoch oft an den nötigen Voraussetzungen. In ganz Uganda, so Lawrence Mugisha, Veterinärmediziner und Leiter von Ngamba, gebe es kein passendes Habitat für eine so große Gruppe. Die Schimpansen werden also auf der Insel bleiben.

Nicht-invasive Gesundheitsuntersuchungen

Für Wissenschaftler sind die Schimpansen von Ngamba von unschätzbarem Wert. Nirgendwo in Nordamerika oder in Europa gibt es so große Schimpansen-Gruppen in Gefangenschaft. Lawrence Mugisha plant eine Studie über das Immunsystem der Tiere.

Mugisha möchte eine nicht-invasive Methode entwickeln, um aus Fell, Urin und Kot den Gesundheitszustand der Tiere feststellen zu können. Eine Überwachung der Gesundheit von frei lebenden Primaten ohne direkten Eingriff wäre für das Überleben der Tiere ungeheuer wichtig.

Parasiten-Datenbank

Am Max-Planck-Institut in Leipzig versucht man, die Gesundheit der nicht-menschlichen Primaten auf andere Weise zu sichern. Charles Nunn baut gerade eine öffentlich zugängliche Datenbank aller Parasiten - im weitesten Sinne - von Primaten auf. Darunter fallen auch alle Viren und Bakterien. Derzeit sind in der Datenbank 325 Organismen angeführt. Ausgangspunkt dieses Projekts war Ende der 1990er Jahre die Feststellung, dass die Zerstörung der Habitate Tier und Mensch immer näher zusammenrücken ließ.

Etwa 25 Prozent der erfassten Parasiten können auch den Menschen anstecken. Das zeigt, wie eng Menschen und Primaten evolutionsgeschichtlich miteinander verwandt sind. "Da wir auch Lebensräume mit den Tieren teilen, kann es sein, dass wir mit einem generalistischen Parasiten in Kontakt kommen, der viele verschiedene Wirte anstecken kann. Deshalb gibt es auch so intensive Bemühungen, Primaten-Pathogene zu erforschen. Eben weil sie auch uns befallen können. Es geht also dabei um Fragen der öffentlichen Gesundheit", sagt Nunn.

Habitats-Schutz

Der tropische Ökologe von der Harvard University Mark Leighton denkt in Sachen Artenschutz von Menschaffen in großen Dimensionen: Er plädiert für breite, internationale Zusammenarbeit auf höchster Ebene. Gemeinsam mit anderen prominenten Harvard-Forschern gründete er das Great Ape World Heritage Species Project - dieses Projekt soll das Welterbe an großen Affenarten schützen. Die Organisation arbeitet eng mit GRASP zusammen, einer neuen Initiative der UNESCO und der UNO-Organisation für Entwicklung, UNEP.

Mark Leighton entwickelte Kriterien für einen künftigen Habitats-Schutz: In der Vergangenheit seien Gebiete auch zufällig ausgewählt worden, sagt der Forscher. Die neuen Kriterien, die sich Mark Leighton vorstellt, beruhen auf Habitatgröße, Artenvielfalt und genetischer Diversität innerhalb der Arten. Die neue Maxime lautet "Je größer, desto besser" und ist das genaue Gegenteil der bisherigen Praxis.

Service

UNEP - Great Apes Survival Project
Great Ape World Heritage Species Project