Im Zeichen der zeitgenössischen Musik Ungarns
Wie man die Zukunft baut
Vor zehn Jahren wurde es von Laszlo Göz gegründet: das Budapest Music Center (BMC). Und jeder, der mit zeitgenössischer ungarischer Musik zu tun hat, entdeckt schnell, wie wichtig und hilfreich diese Institution, die auch über ein Label verfügt, ist.
8. April 2017, 21:58
Wer sich für neue Musik aus Ungarn - ob Komposition, Improvisation, Jazz oder Experimentalmusik - interessiert, stoßt bald auf das Budapest Music Center (BMC). Und er wird dankbar feststellen, dass diese Institution einiges erleichtern kann. Denn sie bietet Recherche, Information, produziert CDs und veranstaltet Konzerte und Festivals.
Gegründet wurde das BMC von Laszlo Göz, einem Musiker und Pädagogen, der seit rund 30 Jahren an der Franz-Liszt-Akademie im Fach Jazz unterrichtet, vor zehn Jahren. "Das BMC ist eine Privatorganisation, deren Eigentümer Laszlo Göz ist. Er hat diese Institution 1996 mit dem Ziel gegründet, ungarischen Musikern und Komponisten eine internationale Plattform zu bieten. So wurde mit einer Database im Internet begonnen, es fanden aber auch bereits kleine Konzerte statt. Anfänglich war es ein ganz kleines Team, das nur aus Professor Göz und einer Mitarbeiterin bestand", berichtet György Wallner, ein deutsch sprechender Mitarbeiter des BMC, der für den CD-Auslandsvertrieb verantwortlich ist, über die Aktivitäten der Institution.
Plattenlabel BMC Records
Bereits 1998 beschloss Laszlo Göz, auch ein Label zu gründen - BMC Records. Und seither wurden bereits 120 CDs produziert. Inzwischen hatte Göz den ungarischen Komponisten Peter Eötvös kennen gelernt - und so entstand "Atlantis", das erste BMC-Album, mit den Eötvös-Kompositionen "Shadows" und "Psychokosmos".
Größte Musik-Bibliothek Ungarns
Die Internet-Database mit einem Werkverzeichnis zeitgenössischer ungarischer Komponisten, ausgestattet mit einer umfassenden Such-Funktion, wird permanent erweitert. Das BMC verfügt aber auch über eine umfangreiche Bibliothek:
"Vor drei Jahren haben wir die staatliche Bibliothek dazubekommen und heuer noch jene des Konservatoriums. Damit verfügen wir nun über die größte Musik-Bibliothek Ungarns", so Wallner.
Von Kurtag- bis Jazz-Festival
Zum Tätigkeitsfeld des Budapest Music Center zählen aber auch Veranstaltungen wie z. B. im Februar dieses Jahres das Festival zum 80er des Komponisten György Kurtag. Oder das Jazz Festival, das im vergangenen September in Budapest stattfand.
"Im Zentrum unserer Aktivitäten steht, dass wir die zeitgenössische Musik Ungarns einem möglichst großen Publikum näher bringen können", stellt György Wallner fest.
BMC als "Hilfe zur Selbsthilfe"
Laszlo Göz, der selbst Musiker ist, und daher die alltäglichen und grundsätzlichen Probleme seines Berufsstandes nur zu gut kennt, wollte für sich und seine Kollegen eine Plattform schaffen. Die Idee bei der Gründung des BMC war also einfach "Hilfe zur Selbsthilfe", wie György Wallner für den Gründer übersetzt:
"In der sozialistischen Ära gab es die Agentur Interkonzert, die klassische Musiker in den Westen vermittelte. Nach der Wende wurde sie dann aber geschlossen. Nach der Wende 1990 gab es noch die früheren Institutionen, sie verschwanden dann aber. Und Mitte der 1990er Jahre entstand ein Vakuum. Es wurden dann zwar einige Firmen mit staatlicher Unterstützung gegründet, es entstand das Budapester Frühlingsfestival, das bis heute sehr bekannt ist. Aber diese staatlich unterstützten Einrichtungen konnten nicht die ganze Szene abdecken. Und Laszlo wollte, dass auch jene Künstler, die sonst nicht vertreten waren, eine breitere Öffentlichkeit bekommen. Vor allem im Bereich der klassischen Musik gab es nicht sehr viel. Und deshalb rief er diese Institution ins Leben."
Neues BMC-Haus 2007
Und um diese Aktivitäten noch besser wahrnehmen zu können, werden im nächsten Jahr alle Bereiche des BMC, die derzeit noch verstreut sind, in einem Haus vereint sein. Und es wird auch Neuerungen geben, wie György Wallner erzählt:
"In diesem Gebäude, das derzeit noch renoviert wird, werden wir auch über einen kleinen Konzertsaal für etwa 250 Besucher sowie über ein kleines Studio verfügen. Darüber hinaus wird es dort auch einen Jazz-Club mit einem kleinen Lokal geben. Denn in Budapest gibt es keinen Jazz-Club wie z. B. das Porgy & Bess in Wien. Und auch das Peter-Eötvös-Institut für junge Komponisten und Dirigenten wird dort untergebracht sein. Außerdem wird es auch Zimmer für Gastkünstler geben. Man benötigt das alles, um finanziell überleben zu können."
Mehr zu György Kurtag bei Wien Modern 2006 in Ö1 Inforadio
Hör-Tipp
Zeit-Ton, Dienstag, 17. Oktober 2006, 23:05 Uhr
Links
Universal Edition - György Kurtag
BMC
MOL Jazz Fesztival Budapest
Peter Eötvös