Unglaubliche Artenvielfalt

Orchideen

Orchideengewächse besiedeln sämtliche topografischen Höhen, von Küstenregionen bis ins Hochgebirge, doch durch die Zerstörung ihrer Lebensräume sind zahlreiche der mehr als 20.000 anerkannten Orchideenarten in ihrer Existenz bedroht.

Die "Königinnen der Blumen" haben die Menschheit seit jeher fasziniert. Ihre Leidenschaft für Orchideen teilen weltweit mehr als vier Millionen Menschen. Sie organisieren sich in Vereinen, halten Ausstellungen und Messen ab und lassen ihre Züchtungen katalogisieren und prämieren. Etwa 1.000 Orchideen-Gattungen mit mehr als 20.000 Arten werden von den Botanikern zurzeit anerkannt.

Das "ewige Leben"

Alois Handlbauer betreibt in der Gemeinde Gramastetten im Nordwesten von Linz eine auf Orchideen spezialisierte Gärtnerei. In seinen Gewächshäusern wachsen zurzeit knapp 100.000 Orchideen heran, mehr als die Hälfte gehören zur bekanntesten Gattung der tropischen Orchideen, "Phalaenopsis", benannt nach dem griechischen Wort für Nachtfalter, "Phalaina". Daneben kultiviert er auch Orchideengattungen, die in den Regalen von Baumärkten oder Blumenhandlungen nur selten zu finden sind, wie den südamerikanischen Frauenschuh.

Phalaenopsis und andere tropische Gattungen sind meist als robuste Kreuzungen im Handel erhältlich. Sie bestechen nicht nur durch eine lange Blütezeit, sondern auch durch ihre Haltbarkeit. Sie haben, wie Alois Handlbauer es formuliert, "das ewige Leben erfunden".

Sterilbank im Keller

Seit 40 Jahren kultiviert Robert Ritter aus Wiener Neustadt tropische Orchideen und deren Begleitpflanzen. Die Widerstandsfähigsten aus seiner 1.000 bis 1.500 Pflanzen umfassenden Orchideen-Sammlung verbringen den Sommer im Garten seines Hauses auf einer Art Zaun hängend. Die Empfindlicheren bleiben das ganze Jahr über im beheizten großen Gewächshaus.

Robert Ritter hat viele Jahre lang in Niederösterreich die Landesgruppe der "Österreichischen Orchideengesellschaft" geleitet. Er hat bereits vor Inkrafttreten des "Washingtoner Artenschutzabkommens" im Jahre 1982 Orchideen zu sammeln begonnen, als der Handel mit tropischen Orchideen noch - im wahrsten Sinne des Wortes - wilde Blüten trieb. In seiner Sammlung finden sich daher auch besonders begehrte Exemplare.

Robert Ritter sammelt und kultiviert nicht nur tropische Orchideen. Im Keller seines Hauses, der mit einer Sterilbank und anderen dafür notwendigen Utensilien ausgestattet ist, vermehrt er sie auch.

Stammbaum der madegassischen Bulbophyllum

Eine Gattung der tropischen Orchideen steht in Österreich besonders im Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschungen: die erstmals im Jahre 1822 beschriebene Gattung Bulbophyllum. In den Botanischen Gärten der Universitäten Wien und Salzburg sind von dieser Gattung mehrere tausend Exemplare vorhanden.

Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts, an dem neben den Universitäten Wien und Salzburg auch Partner-Institutionen aus den Niederlanden, Singapur und Madagaskar beteiligt sind, arbeitet Gunter Fischer vom Department für botanische Systematik und Evolutionsforschung der Universität Wien daran, einen Stammbaum madegassischer Orchideen der Gattung Bulbophyllum zu erstellen.

Ähnlich, wie es bei einem Vaterschaftstest gemacht wird, entnimmt Gunter Fischer dabei Erbgut aus den Pflanzen und analysiert es im Labor. Anhand des genetischen Codes lässt sich dann ablesen, wie die Arten der Gattung Bulbophyllum miteinander verwandt sind.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 25. September 2006, bis Donnerstag, 28. September 2006, 9:30 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendereihe "Radiokolleg" (mit Ausnahme der "Musikviertelstunde") gesammelt jeweils am Donnerstag nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Link
Österreichische Orchideengesellschaft