Was tun mit so viel Zeit?
Mama und Papa ante Portas
Der Schritt in den Ruhestand bedeutet so wie in Loriots Film "Papa ante Portas" den Beginn einer neuen Lebensphase. Plötzlich verbringen Lebens- und Ehepartner ungewohnt viel Zeit miteinander, die mit neuen Aufgaben gefüllt werden muss.
8. April 2017, 21:58
Eva Griesmüller über die neue Situation in der Pension
Die Pension: Eine neue Lebensphase, die mit neuen Aufgaben gefüllt werden muss. Im Zuge von Umstrukturierungen, Einsparmaßnahmen und Pensionsreform bleibt oft nicht viel Zeit, sich gedanklich auf den Ruhestand vorzubereiten.
Vorbereitung auf die Pension
Wolfram Hiebl ist seit Dezember 2003 in Pension. Der ehemalige Lehrer arbeitete zuletzt im Bildungsministerium als Leiter des Referats für Schulqualität. Als ihm der Vorruhestand, wie er sagt, aufgezwungen wurde, hatte er noch drei Monate Zeit, sich gedanklich auf die Pension vorzubereiten.
Ilse Hiebl habe irgendwann angefangen, nachzudenken, wie oft sie eigentlich noch Schüler von der ersten bis zur achten Klasse begleiten werde: Für die ehemalige Gymnasiallehrerin wurde der näher rückende Abschied vom Berufsleben durch einen längeren Krankenstand erstmals Realität.
Ein neuer Lebensabschnitt
Je abrupter der neue Lebensabschnitt kommt, desto schwieriger fällt es Paaren, sich im neuen Leben zurechtzufinden. Das sind auch die Ergebnisse einer Untersuchung von Sabine Buchebner-Ferstl, Psychologin am Institut für Familienforschung in Wien. Vor allem die Neuorganisation der Arbeitsteilungsgemeinschaft fällt schwer.
Gewohnte Rollenverteilung in Frage gestellt
Viele Frauen führen über Jahre hinweg den Haushalt, oft neben ihrer eigenen Erwerbstätigkeit. Männer engagieren sich im Beruf, machen Überstunden und haben dann in der Pension viel Freizeit - oft zuviel. Sie wollen jetzt endlich der Ehefrau unter die Arme greifen, sich auch Zuhause engagieren - nicht immer zur Freude der Partnerin. Besonders dann - wenn er zu Hause der Chef sein will.
"Ich habe immerhin 35 Jahre lang einen Haushalt geführt. Und ich weiß ja, wies es rennt und jetzt muss ich mir plötzlich sagen lassen, was ich wie zu machen habe." Der Zeit nach der Berufstätigkeit sieht Eva Maria Griesmüller, 61 Jahre alt, mit gemischten Gefühlen entgegen. Ende des Jahres folgt sie ihrem Mann Fritz in den Ruhestand. Möglicherweise, fügt sie hinzu. Sie freue sich darauf, wieder ihrer Leidenschaft für Theater und Ausstellungen frönen zu können, das wäre in den letzten Jahren zu kurz gekommen.
Rückzugszimmer
Nicht aufeinander "picken" sei das beste Rezept für Paare in Pension, betonen beide. Da kommt das ehemalige Zimmer des Sohnes gelegen. Es ist nun zum Rückzugszimmer in der 70 Quadratmeter großen Wohnung geworden.
Nähe und Distanz neu definieren
Die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden ist ein Entwicklungsprozess, der, auch wenn man schon viele Jahre miteinander zusammen ist, wieder von neuem beginnen kann.
Ilse und Wolfram Hiebl haben ihre Beziehungsarbeit in früheren Jahren bereits erledigt. Nicht immer sei alles so rosig gewesen, wie es jetzt den Anschein hat. Sie haben das Miteinanderleben schon oft in den Urlauben trainiert, und auch jetzt pflegen sie ihre Beziehung. So gibt es im Hause Hiebl ein wöchentliches Beziehungsgespräch, wo Konflikte bearbeitet werden oder Anstehendes besprochen wird. Außerdem, fügt Ilse Hibl hinzu, haben sie vom ersten Tag vieles bewusst gemeinsam gemacht. Aus diesem Grund, so sind beide überzeugt, ist es ihnen gelungen, den neuen Lebensabschnitt richtig zu genießen.
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