Film und Psychoanalyse

Psyche im Kino

Im Mittelpunkt der Filmretrospektive "Psyche im Kino" stehen die Beziehungen von Film und Psychoanalyse. Bis Anfang Mai werden im Wiener Metro Kino drei Dutzend Filme zum Thema Psyche - von der Stummfilmära bis in die Gegenwart - gezeigt.

Das Freud-Jahr 2006 geht auch an den Cineasten nicht spurlos vorüber. Unter dem Titel "Psyche im Kino" geht ab 6. April eine Retrospektive des Filmarchiv Austria den vielfältigen Beziehungen von Film und Psychoanalyse nach. Auch die Bedeutung von Sigmund Freud für das Kino wird beleuchtet.

Zahlreiche Klassiker und ungewöhnlich viele "jüngere" Hollywood-Streifen stehen im Wiener Metro Kino auf dem Programm der Retrospektive. Eröffnet wird die in Kooperation mit der Sigmund Freud Privatstiftung gestaltete Schau am 4. April mit "Geheimnisse einer Seele" von Georg Wilhelm Pabst aus dem Jahr 1926.

"In Filmsachen gehen dumme Dinge vor"

Sigmund Freud ging nicht oft und nicht gerne ins Kino. Zu seiner Zeit galt dieses Medium noch als Jahrmarktsattraktion und entsprach nicht seinem Kulturbegriff. "In Filmsachen gehen dumme Dinge vor", schrieb er einst kurz vor der Fertigstellung von "Geheimnisse einer Seele", und meinte: "Ich will mit keinem Film in persönliche Verbindung gebracht werden." Es mutet also ein wenig paradox an, dass gerade Freud im Laufe der Filmgeschichte zu einer beliebten Filmfigur wurde.

Das berühmteste Biopic "Freud" von John Huston wird im Metro Kino ebenso zu sehen sein wie jenes von Axel Corti, "Der junge Freud" mit Karlheinz Hackl in der Titelrolle. Neben Cortis Film flimmern noch weitere österreichische Beiträge über die Leinwand, u. a. "Die Klavierspielerin" von Michael Haneke mit Isabelle Huppert, sowie "Weiningers Nacht" von Paulus Manker. Die letzten Lebensstunden von Otto Weininger sind derzeit übrigens auch in der Inszenierung Schottenbergs im Volkstheater zu sehen.

Ein unerschöpfliches Reservoir

Auf Grund der unerschöpflichen Vielfalt von menschlichen Seelenkonflikten wurde die Psychoanalyse zu einem ebenso unerschöpflichen Reservoir für das Kino. Das Kino erwies sich als optimaler künstlerischer Spiegel für die Darstellung seelischer Konflikte, ob mit komischen oder tragischen Vorzeichen.

Zu den eindeutigen Vertretern von Freuds Theorien im Kino zählen mit Sicherheit Alfred Hitchcock und Woody Allen. Auch die Filme von David Lynch, Nicolas Roeg und Michael Haneke, sowie Pier Paolo Pasolini und Michelangelo Antonioni sind vom Gedankengut Freuds beeinflusst.

Veranstaltungs-Tipp
Retrospektive "Psyche im Kino. Sigmund Freud und der Film", 4. April bis 2. Mai 2006, Metro Kino,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt.

Links
Film Archiv Austria - Psyche im Kino
Sigmund Freud Museum Wien
Freud-Institut
Wiener Psychoanalytische Vereinigung