Soziale Robotik

Der Roboter als Gefährte

Roboter mit sozialer Kompetenz sollen uns bald zur Seite stehen und etwa in der Altenpflege kostengünstig ihre Dienste tun. Mit diesen Verheißungen will das neue Forschungsfeld der "Mensch-Roboter-Interaktion" den Dienstleistungsbereich erobern.

Roboter mit sozialer Kompetenz sollen uns bald zur Seite stehen und etwa in der Altenpflege kostengünstig ihre Dienste tun. Doch bis jetzt gibt es die Prototypen nur im Labor und auch mit viel Phantasie erscheint ihr Nutzen im Alltag sehr beschränkt.

Was soll anhand der mit Sensoren und Software bestückten teuren Forschungsplattformen herausgefunden werden? Welche Funktion könnten autonome, mobile Roboter im Alltag haben? Aktuelle Anwendungen zeigen die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten: So werden bereits heulende Seehund-Roboter als therapeutische Hilfe für einsame Menschen in japanischen Altersheimen eingesetzt und an der University of Hertfordshire in der Nähe von London wollen die Forscher herausfinden, ob sich Roboter zur Therapie von autistischen Kindern eignen.

Roboter als Therapiehelfer

Kerstin Dautenhahn ist Professorin für “Künstliche Intelligenz" an der University of Hertfordshire in der Nähe von London und leitet am "Departement of Computer Science“ die "Adaptive System Research Group“, die zu den führenden Forschungszentren im Bereich der sozialen Robotik gehört.

Eines der Forschungsprojekte im Bereich der Mensch-Roboter Interaktion ist "AuRoRa“, an dem Kerstin Dautenhahn bereits seit 1998 arbeitet. Gemeinsam mit dem Tanztherapeuten Ben Robins sucht sie nach neuen Wegen um autistische Kinder aus ihrer Eigenwelt herauszulocken.

Mit Hilfe einer robotischen Puppe sollen die Kinder soziale Fähigkeiten trainieren. Denn die Erfahrung zeigt, dass Menschen mit autistischen Symptomen sehr natürlich und selbstverständlich mit Technik umgehen. Sie empfinden Computer als vorhersehbar und sicher, Menschen hingegen als rätselhafte Lärm-Maschinen, aus denen jeden Moment Chaos hervorbrechen kann.

Ben Robins konfrontiert die kleinen Testpersonen mit einem puppenhaften Roboter, der gleichmäßig immer wiederkehrende Bewegungsabläufe vollzieht. Dabei kann es vorkommen, dass die Kinder die repitativen Bewegungen nachahmen und mit ihrer sozialen Umwelt interagieren.

In diesem Forschungsprojekt geht es nicht darum, Roboter intelligenter oder beweglicher zu machen, erklärt der Programmierer und Tanztherapeut. Im Prinzip funktioniert das Spiel auch dann, wenn sich der Therapeut als Roboter verkleidet und gleichförmige Bewegungen macht. Die Maschine ist nur ein Tool, das die Interaktion mit anderen Menschen fördern soll, so Ben Robins.

Was Techniker unter "sozialen Maschinen“ verstehen

"Sozialität mit Maschinen - Antropomorphisierung und Gendering in aktueller Softwareagentenfoschung und Robotik“ nennt sich ein Forschungsprojekt am Institut für Wissenschaftstheorie an der Universität Wien.

Gemeinsam mit der Informatikerin Corinna Bath geht die Wissenschaftstheoretikerin und Technikforscherin Jutta Weber der Frage nach, was unter "sozialer Robotik“ verstanden wird. Für den empirischen Teil des Forschungsprojekts haben die beiden Interviews mit Robotikforschern gemacht, Workshops abgehalten und sich in die Entwicklungslabors begeben.

Dabei haben sie festgestellt, dass in der sozialen Robotik in erster Linie Techniker am Werk sind. Dass in der Grundlagenforschung etwa keine Soziologen einbezogen werden, stößt bei der Philosophin und Technikforscherin auf vehemente Kritik. Sie vermisst auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Sinn und Zweck der Roboterforschung.

Einbindung der Sozialwissenschaft gefordert

Begründet wird die rege Forschungstätigkeit mit sozialen Erfordernissen, wie etwa die Überalterung der Gesellschaft. Ein phantasieloses Argument, meint Jutta Weber.

Therapeutische Roboter in der Altenpflege kommen bereits in Japan zum Einsatz. Das bekannteste Beispiel ist Paro, ein Seehundroboter, der körperlichen Kontakt mithilfe von taktilen Sensoren registriert sowie Geräusche lokalisieren kann. Die Robbe ist von einem Airbag umgeben und fühlt sich weich an, ein Kuschelroboter, der in Altersheimen das Haustier ersetzt.

Im Zuge ihrer wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat sich Jutta Weber auch Videos angesehen, die die Mensch-Maschine Interaktion in den japanischen Altersheimen dokumentieren. "Das sind schaurige Bilder“, meint die Technikforscherin. Sie plädiert dafür, dass sich die "soziale Robotik“ mehr mit sozialwissenschaftlichen Methoden und Theorien auseinandersetzt.