Drei hypochondrische Ruderer und ein neurotischer Hund
Jeromes "Drei Mann in einem Boot"
Elf Jahre vor dem Ende des viktorianischen Zeitalters wirbelte ein von schrägem Humor durchzogenes Buch die stagnierende britische Kulturlandschaft durcheinander: Jerome K. Jeromes "Drei Mann in einem Boot". Jetzt ist die Hörbuch-Fassung erschienen.
8. April 2017, 21:58
Götz Alsmann liest "Drei Mann in einem Boot"
1889 erschien in England ein Roman, der von seiner Drucklegung an bis heute nie vergriffen war: "Drei Mann in einem Boot" lautete der Titel. Sein 30-jähriger Verfasser trug den Namen Jerome Klapka Jerome. Der Vater des Autors, ein Pastor namens Jerome Jerome, hatte seinem Sohn zur besseren Unterscheidbarkeit den zweiten Namen Klapka verpasst, einen so genannten Middle Name. György Klapka, ein Held des ungarischen Freiheitskampfes von 1849, war ein Freund der Familie.
Bekannt wurde der Schriftsteller als Jerome K. Jerome. Seine Beschreibung einer ausgedehnten Ruderbootpartie dreier hypochondrischer Freunde und eines neurotischen Hundes auf der Themse ist ein Klassiker des britischen Humors und bis heute eines der meistgelesenen Bücher der Weltliteratur.
"Dieses Buch ist nicht einmal für eine Kuh erhebend!"
Das Novum dieses Buches bestand darin, dass es nicht, wie damals üblich, von Abenteuern großer Helden in weit entfernten Länden handelte, sondern von Erlebnissen durchschnittlicher Menschen in ihrer näheren und nächsten Umgebung. Tatsächlich handelt es sich bei den drei Ruderern um den Autor selbst und zwei seiner Freunde, die er allerdings in George und Harris umbenannte. Fiktiv ist lediglich der an der Themsefahrt teilnehmende Hund Montmorency.
Eine weitere Neuerung bestand darin, dass sich der Autor nicht im Geringsten um die in der viktorianischen Ära unabdingbare Forderung nach "erhebender Literatur" kümmerte. "Dieses Buch", so notierte Jerome bei anderer Gelegenheit, "erhebt nicht einmal eine Kuh". Die Leserschaft genoss diese frische literarische Brise. Für den Autor bildete die Bootsfahrt nur den roten Faden für die Aneinanderreihung von Typen- und Milieustudien, verbunden mit Apercus gegen britische Verhaltensweisen und einer guten Portion Selbstironie.
Götz Alsmanns Lesung im Rekordtempo
Götz Alsmann, Musiker, Schauspieler und TV-Show-Moderator des WDR, liest "Drei Mann in einem Boot" in rekordverdächtigem Tempo von 90 Sekunden pro Seite, ohne Deutlichkeit oder Intensität vermissen zu lassen. Zusammen mit seinem Bruder Max am Kontrabass hat Alsmann am Banjo und am Klavier das Hörbuch mit selbst komponierten Musikstückchen angereichert.
Hör-Tipp
Hörbücher, Freitag, 6. Jänner 2006, 16:05 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich runterladen.
Hörbuch-Tipp
Jerome K. Jerome, "Drei Mann in einem Boot", aus dem Englischen übersetzt von Arnd Kösling, gelesen von Götz Alsmann, 5 CDs, Gesamtspieldauer 6 Stunden, Tacheles/Roof Music, ISBN 3936186650