Die verletzte Eitelkeit überwinden
Die Nachscheidungsfamilie
Ehen und Lebensgemeinschaften können beendet werden. Eine bestehende Elternschaft kann man nicht so leicht auseinander dividieren. Betroffene Eltern empfinden es als Schwerarbeit, trotz Konflikte die gemeinsame Kindererziehung zu bewältigen.
8. April 2017, 21:58
Bereits mehr als 40 Prozent der Ehen in Österreich werden geschieden. Im vorigen Jahr waren etwa 15.000 Kinder von der Trennung ihrer Eltern betroffen - die Kinder aus zerbrochenen Lebensgemeinschaften nicht mitgerechnet. Trotz des oft gemeinsamen Obsorgerechts sind es meist die Mütter, die die bestimmende Bezugsperson im Leben dieser Kinder sind. Rund die Hälfte der Väter hat ein Jahr nach der Trennung bereits den Kontakt zu den Kindern verloren.
Der Freizeitvater
Andreas K. wollte nicht zur Randerscheinung im Leben seiner zwei Kinder werden, als sich seine Partnerin vor fünf Jahren zur Trennung entschloss. Um den Kontakt nicht zu verlieren, bezog er ein Appartement in der Nähe der Familienwohnung. Jeden Mittwoch und jedes zweite Wochenende verbringt Andreas K. mit seinen Kindern.
Entscheidungen im Leben des 14-jährigen Sohnes und der 11-jährigen Tochter werden gemeinsam getroffen, auch wenn die Kommunikation mit der Ex-Partnerin für Andreas K. oft ein richtiger Hürdenlauf sei: "Die Probleme, die schon die Beziehung belastet haben, sind ja nicht aus der Welt. Manchmal schnappt die Falle genauso zu wie früher".
Die Teilzeitmutter
Seit der Scheidung vor vier Jahren teilen sich Susanne Wallishauser und ihr Ex-Mann die Erziehung der Kinder. Wenn sie als Flugbegleiterin oft mehrere Tage hintereinander im Ausland weilt, ziehen der Sohn und die Tochter, heute vier und sechs Jahre alt, zu ihrer zweiten Familie. Der Vater ist inzwischen wieder verheiratet.
Wir sind eine richtige Patchwork-Familie, meint Susanne Wallishauser. Der Weg dorthin war nicht immer konfliktfrei, gesteht sie: Die Frau meines Ex-Mannes, die jetzt auf meine Kinder schaut, war auch die Ursache für die Trennung. Ich hatte zu Beginn große Probleme, das zu akzeptieren.
Professionelle Hilfe
"Die häufigsten Fehler sind, dass Ex-Partner vor den Kindern ihren Streit austragen und dadurch die Kinder in den Konflikt hineingezogen werden", meint Jan Stadlmaier. Er ist Mediator und vermittelt - als unparteiischer Dritter - in der schwierigen Situation der Trennung.
Meist entzündet sich der Konflikt an Unterhaltsfragen, Sorge- und Besuchsrecht. Zu Beginn gehe es den Streitparteien oft nur darum, sich gegen den Ex-Partner auf Biegen und Brechen durchzusetzen. Der Grund ist oft verletzte Eitelkeit. Im Lauf der Mediation wird der Blick auf die Bedürfnisse der Kinder meist klarer.
Wichtig sei, meint der Mediator, den Kindern klar zu kommunizieren, dass trotz der Trennung der Eltern der Kontakt zu beiden Elternteilen aufrecht bleibt.
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