Ein Stück Aufnahmegeschichte
Stars des Trichter-Grammophons
Eigentlich ist sie ziemlich aufregend, so eine Zeitreise. Beispielsweise in die Ära des Trichter-Grammophons mit einer Reihe von prominenten Gesangsstars. Spannend ist zu erkennen, wie sehr sich der Gesangsstil im vergangenen Jahrhundert verändert hat.
8. April 2017, 21:58
Der Tenor Curt Taucher wurde 1885 - also vor 120 Jahren - in Nürnberg geboren. Zu hören ist er auf einer 1922 entstanden Platte, eine von nur sehr wenigen dieses Künstlers, der zwei Jahrzehnte lang in Dresden ein sehr bereit gefächertes Repertoire verkörpert hat. International war er vor allem als Wagner-Held erfolgreich.
Internationaler Wagner-Held
Mitte der 1920er Jahre fand in Dresden die deutsche Erstaufführung von Puccinis "Turandot", die ja unvollendet geblieben ist, statt. Es erkrankte plötzlich der vorgesehene Kalaf, der Tenor Curt Taucher. Gerade vier Tage blieben, in denen kein geringerer als Richard Tauber in einem unglaublichen Husarenstück die Premiere rettete. Er hatte bis dahin keinen Ton dieser neuen Oper gekannt.
Erfolgssänger Mascagnis
Bernardo de Muro hat Mascagnis heute total vergessene Oper "Isabeau mit seiner durchdringenden Tenorstimme seinerzeit zum Erfolg geführt. Mit de Muros Rückzug von der Bühne ist "Isabeau dann auch wieder verschwunden.
Der 1881 geborene Sarde war nämlich geradezu das Musterbeispiel eines italienischen Heldentenors. Tragischerweise allerdings so kleinwüchsig, dass er sich allein deshalb an verschiedene Partien, für die er stimmlich hervorragend geeignet gewesen wäre, wie zum Beispiel für den Othello, nicht herangewagt hat, zumindest nicht auf der Bühne.
Vor 50 Jahren ist Bernardo de Muro, der mit einer amerikanischen Sängerin verheiratet gewesen ist und nach seiner Karriere in den USA als Gesangspädagoge gelebt hat, in Rom mit 74 Jahren gestorben.
Astronomische Gagen
Ebenfalls vor 50 Jahren starb die deutsche Koloratursopranistin Frieda Hempel. Obwohl diese Fachbezeichnung viel zu eng gewählt ist, denn ihr Repertoire umfasste außer der Königin der Nacht und der Konstanze, der Lucia und der Marie in der "Regimentstochter" ebenso die Elsa im "Lohengrin", die Eva in den "Meistersingern" oder die Marschallin im "Rosenkavalier".
Frieda Hempel wurde zu einem internationalen Star allererster Ordnung. Schließlich hat man sie mit der einst vergötterten schwedischen Nachtigall Jenny Lind verglichen und sie sogar dazu ausersehen, aus Anlass des 100. Geburtstages der Lind ein Konzert mit dem gleichen Programm zu geben. Frieda Hempel war damit bei ihrem ersten Konzert in Amerika zu hören, und noch dazu als Jenny Lind kostümiert.
Erst war Frieda Hempel ja mehr als skeptisch, aber dann ließ sie sich doch überreden und aus dem einen Konzert wurde letztendlich eine ganze Tournee mit astronomischen Gagen, wie sie in ihren Memoiren selbst freimütig bekannt hat. Für die Sendung ausgesucht habe ich eine Aufnahme von Frieda Hempel aus dem Jahr 1915 und zwar die Arie der Elvira aus Verdis "Ernani", mit Verzierungen und Trillern, gesungen noch ganz im Stil des 19. Jahrhunderts.