Ein Mann mit Hang zur Monumentalität
Stefan Bachmann "Im Künstlerzimmer"
Bis vor zwei Jahren war er erfolgreicher Chef des Theaters Basel, nahm eine Auszeit und debütiert nun am Burgtheater: Der Schweizer Regisseur Stefan Bachmann. Am 16. September bringt er im Rahmen der Wiedereröffnungsfeiern Raimunds "Verschwender" heraus.
8. April 2017, 21:58
Es geht nicht um Provokation. Ich will Geschichten erzählen.
Die erste Premiere der kommenden Burgtheater-Saison, die der Wiedereröffnung des Hauses 1955 gewidmet ist, gilt Ferdinand Raimunds Zaubermärchen "Der Verschwender" in der Regie des Schweizers Stefan Bachmann, der erstmals an der Burg arbeitet und der bis 2003 Schauspielchef in Basel war und nun als freier Regisseur arbeitet.
Die Premiere findet am 16. September statt. Mit Martin Kusejs Inszenierung von Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende", die von der Salzburger Perner-Insel an den Ring übersiedelt, sind die beiden Produktionen Teil der Wiedereröffnungs-Feiern, die im "Jubiläumswochenende" vom 14. bis 16. Oktober ihren Höhepunkt finden.
Im "Künstlerzimmer" bei Maria Rennhofer zu Gast, spricht er über die großen Themen des Theaters, über Werden und Vergehen, den wahren Wert des Glücks, wie es bei Raimund heißt, und über den Stellenwert der Moral.
Das Burgtheater sei für ihn ein Haus, an dem man noch mit Saus und Braus Theater machen könne: "Wo kann man noch ein ganzes Orchester in den Bühnengraben setzen?" Nicht ganz unpassend daher, dass Bachmann das Zaubermärchen "Der Verschwender" in Szene setzt. Stimmig auch deshalb, weil der Regisseur von sich selbst behauptet, kein Mann gängiger Klassiker zu sein, sondern die unerforschten Kontinente zu lieben. Und solch ein unerforschter Kontinent sei Ferdinand Raimund in der Schweiz allemal.
2006 "Tristan" in Berlin
Und als einer im Bunde eines Schweizer Trios wird Bachmann mit den Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron im April nächsten Jahres "Tristan und Isolde" an der Berliner Staatsoper Unter den Linden inszenieren.
Herzog & de Meuron, wie sich beide Architekten bei ihren gemeinsamen Projekten nennen, sollen das Bühnenbild der Wagner-Oper gestalten, teilte die Oper am Montag mit. Die musikalische Leitung hat Chefdirigent Daniel Barenboim.
"Seidener Schuh" zum Abschied
Großen Erfolg hatte Stefan Bachmann beim Kulturfestivals RuhrTriennale vor zwei Jahren, wo er Paul Claudels Weltendrama "Der seidene Schuh" in der Bochumer Jahrhunderthalle als Koproduktion mit dem Theater Basel in seiner achtstündigen Inszenierung zeigte.
Stefan Bachmann hat sich mit dem "Seidenen Schuh" aus Basel verabschiedet und bediente sich darin mit fast kindlicher Freude aller Stilmittel, die Theater zu bieten hat: Vom Marionettenspiel bis zum Schattenspiel.
Beginn in Zürich und Berlin
Stefan Bachmann, 1966 in Zürich geboren, studierte von 1986 bis 1988 Germanistik und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Danach hospitierte er am Schauspielhaus Zürich und an der Berliner Schaubühne bei Luc Bondy. Im Anschluss setzte er sein Studium fort und belegte an der Berliner FU Germanistik, Theater- und Religionswissenschaften.
1992 gründete Bachmann zusammen mit Ricarda Beilharz, Thomas Jonigk, Tom Till und Lars-Ole Walburg das Berliner "Theater Affekt". Überregional bekannt wurde das Theater mit Inszenierungen von Kleists "Penthesilea" sowie Goethes Singspiel "Lila", für das die Off-Gruppe 1995 den Friedrich-Luft-Preis erhielt.
Basel "Theater des Jahres 1999"
Ab 1993 arbeitete Bachmann am Schauspiel Bonn, der Berliner Volksbühne, dem Züricher Theater am Neumarkt sowie am Hamburger Schauspielhaus.
Zu Beginn der Saison 1998/1999 wechselte Bachmann als Schauspieldirektor an das Theater Basel. Ihm gelang ein so fulminanter Start, dass das Haus 1999 in der Kritiker-Umfrage von "Theater heute" zum Theater des Jahres gewählt wurde. Seit 2001 betätigt er sich auch als Opernregisseur. Seinen Basler Vertrag, der mit Ende der Spielzeit 2002/2003 auslief, verlängerte er nicht.
Nun freier Regisseur
Von Juli 2003 bis zum Juli des Vorjahres legte Stefan Bachmann eine "künstlerische Pause" ein und machte eine Weltreise.
Seit heuer arbeitet er als freier Regisseur mit Engagements u. a. am Burgtheater, der Deutschen Staatsoper Berlin, dem Thalia Theater Hamburg sowie der Opera Bastille in Paris.
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