Naturkulisse aus Tönen

Lieblingssymphonie der Romantik

Der Klassik-Hit von Felix Mendelssohns 4. Symphonie liegt in unzähligen Aufnahmen vor. Dabei unterscheiden sich die Interpretationen weniger durch die Tempi voneinander, als durch die unterschiedliche Behandlung der Orchesterbalance.

Roy Goodman und Nikolaus Harnoncourt

Felix Mendelssohn-Bartholdys 4. Symphonie ist einer jener Klassik-Hits, der in unzähligen Aufnahmen vorliegt. Die verschiedenen Einspielungen unterscheiden sich interessanterweise nicht so sehr in der Tempowahl (zu klar ist der von Mendelssohn vorgegeben Charakter), als vor allem in der Dynamik und in der Klangbalance zwischen Bläsern und Streichern.

...das lustigste Stück, das ich gemacht habe...

Das Tonbeispiel stellt den markanten und allzu bekannten Beginn des ersten Satzes vor, in einer dynamisch sehr nuancierten Aufnahme mit Nikolaus Harnoncourt und dem "Chamber Orchestra of Europe" jener Interpretation von Roy Goodman und "The Hanover Band" gegenüber, die in diesen ersten Takten ein dynamisch fast völlig gleich bleibendes Forte spielen.

Zweimal schreibt Mendelssohn hier ein Crescendo vor, das eigentlich nur in der Aufnahme von Harnoncourt durch die davor erfolgte plötzliche Zurücknahme des Orchesters deutlich hörbar gemacht wird. So entsteht in diesen ersten Takten bereits ein nuanciertes, dynamisches Gebilde.

"Es wird das lustigste Stück, das ich gemacht habe“, schreibt Mendelssohn 1831 aus Italien über seine Symphonie Nr. 4, die später als die "Italienische“ eine der beliebtesten Symphonien der Romantik werden sollte. Der signalartige Beginn - der geradezu zu einem musikalischen "Logo“ für italienische Leichtigkeit wurde - regte zu allerlei Assoziationen an.

Der Klang des Kutscherhorns

In seiner Einführungsrede zu den Symphonien Mendelssohns, die Roger Norrington vor den Konzerten in Stuttgart 2004 hielt (und die auf dem gerade bei Hänssler Classics erschienenen Live-Mitschnitt in englischer Sprache zu hören ist), beschreibt Norrington den markanten Beginn des ersten Satzes so:

Der erste Satz lebt vom Klang des Kutscherhorns, wenn die Pferde den Alpenpass nach Italien herunterklappern.

Der letzte Satz - ein Saltarello, das an eine süditalienische Tarantella erinnert - ist eine Herausforderung für die Flöten des Orchesters, die - je nach Tempowahl des Dirigenten - einen mehr oder weniger scharf akzentuierten Rhythmus vorgeben. Hier erweist sich Frans Brüggen (in seiner Aufnahme mit dem Orchestra of the 18th Century) als unerbittlich und die Flöten kommen mit ihren Akzenten kaum nach.

Norringtons neue Aufnahme mit dem Stuttgarter RSO wählt ein etwas langsameres, aber gleichwohl schnelles Tempo und die Flöten brillieren (bei dieser Live-Aufnahme!) mit einem herrlichen schwungvollen Staccato (Kompliment!).

CD-Tipps
Felix Mendelssohn-Bartholdy, "Symphonie Nr. 4", The Hanover Band mit Roy Goodman, Nimbus Records 5158

Felix Mendelssohn-Bartholdy, "Symphonie Nr. 4", The Chamber Orchestra of Europe mit Nikolaus Harnoncourt, Teldec 9031-72308-2

Felix Mendelssohn-Bartholdy, "Symphonie Nr. 4", Radio-Symphonie Orchester Stuttgart des SWR mit Roger Norrington, Hänssler 93.133

Felix Mendelssohn-Bartholdy, "Symphonie Nr. 4", Wiener Philharmoniker mit Christoph von Dohnanyi, Decca 448514-2

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