Ein exzentrisches Leben
Tausendsassa Michael Bohnen
Michael Bohnen zählte zu den gefeierten deutschen Tonfilm-Schauspielern der 30er und 40er Jahre. Dass er zudem auch einer der faszinierendsten Opernsänger seiner Zeit war, galt als künstlerische Sensation. Ende April jährt sich sein Todestag zum vierzigsten Mal.
8. April 2017, 21:58
Bohnen als Mephisto in Gounods "Faust"
Am 26. April jährt sich zum 40. Mal der Todestag des 1887 in Köln geborenen Tausendsassas Michael Bohnen. Er zählte zu den führenden Bassbaritons seiner Zeit und hatte seine größten Erfolge vor allem als Wagnersänger.
Aufreger
Seine letzten Lebensjahre waren von materiellen wie gesundheitlichen Problemen überschattet gewesen. Nur wenig zählte es da, dass er es war, der nach dem Krieg wesentlich zum Wiederaufbau des Berliner Opernlebens beigetragen hatte.
Auch eine von der Metropolitan Opera ausgesetzte Ehrenrente erreichte Bohnen schließlich erst zu Weihnachten 1964, viel zu spät, als dass er davon noch hätte profitieren können. Für die Regenbogenpresse aber bot sein aufregendes Leben auch lange nach seinem Tod hinaus noch reichlich Stoff für Geschichten und Legenden.
Exibitionist
Michael Bohnen, das war sozusagen der Inbegriff eines gesanglichen und darstellerischen Exhibitionisten. Ein Künstler, der jedenfalls kaum Grenzen gekannt hat, nicht als Sänger, nicht als Filmheld, nicht als einer der ersten Autorennfahrer, Boxer, als Sensationsdarsteller, der auf Bühne mit bloßen Händen ein Hufeisen verbiegen konnte.
Bohnen faszinierte auf den unterschiedlichsten Gebieten, auch an der Seite spektakulärer Frauen und ich erinnere mich gut, wie ich noch als Bub zum ersten Mal sein Rondo vom Goldenen Kalb gehört habe, einmal, zweimal, unzählige Male und wie er dabei mit einem Satz auf den Tisch gesprungen ist, das Publikum faktisch hypnotisiert hat.
Stimmwunder
Berlin war viele Jahre lang das Zentrum seines Wirkens. In den Sommern war der exzentrische Künstler dann in Bayreuth erfolgreich, aber auch in Wien und da vor allem in der Direktion von Richard Strauss und Franz Schalk. Sein Weg führte ihn auch nach New York.
An der Metropolitan Opera, wo man ihn sofort mit Schaljapin verglichen hat, verkörperte er ein unglaubliches Repertoire zwischen Bass und Bariton.