Das Objektiv als Mittel zur Selbstfindung

Paul Kranzler, Grafikdesign & Foto

Über Umwege zum Ziel: Paul Kranzler, Jahrgang 1979, Student für Grafikdesign und Fotografie der Kunst-Uni Linz. Die "Land.Jugend"-Schau des erfolgreichen Fotografen, der den Kunstfoto-Würdigungspreis erhielt, ist nun im Siemens_artLab zu sehen.

"Nachdem ich das Gymnasium abgebrochen hatte, war ich etwa ein halbes Jahr in Südamerika. Es war mir damals schon ein Anliegen zu dokumentieren, wo ich mich bewege. Danach ging ich in die 'Medienwerkstatt' nach Heidelberg, wo ich ebenfalls etwa ein halbes Jahr war. Daneben gab es gleich ein Kino, wo ich gejobt habe. Diese Zeit war so etwas wie eine Selbstfindung. Danach habe ich 2001 die Abendmatura gemacht und bin dann an die Kunst-Universität Linz gegangen", erzählt Paul Kranzler, Jahrgang 1979, der Grafikdesign und Fotografie studiert.

Zu dieser Studienrichtung kam der kreative junge Linzer, der bereits knapp vor dem Abschluss steht, weil er fotografieren wollte und dies ein Teil dieser Studienrichtung ist. Und dieses Medium hat ganz besondere Bedeutung für den jungen Künstler: "Ich kann mit dem Fotografieren herausfinden: Was interessiert mich und was ist mir wichtig. Konkret ist das für mich schwer in Worte zu kleiden. Jedenfalls hat es immer mit Menschen zu tun - auch wenn es Stilleben sind."

"Land.Jugend" nun im Siemens_artLab

"Ernst Hilger, der das Siemens_artLab als Kurator betreut, hat meine Arbeiten im Lentos Kunstmuseum gesehen und mich in der Folge für diese Ausstellung eingeladen. Ich zeige hier etwas 21 Arbeiten, darunter fünf großformatige, aus meiner 'Land.Jugend'-Serie. Es ist das erste Mal, dass ich in Wien ausstelle - und noch dazu mitten im Zentrum der Stadt", freut sich der erfolgreiche Fotokünstler über diese Ausstellungs-Premiere, die am vergangenen Samstag stattfand.

Auch im "Austrian Fashion Paper"

Und vertreten ist der erfolgreiche Jungfotograf mit acht Arbeiten aus seiner "Land.Jugend"-Serie in der vierten Ausgabe des österreichischen Modemagazins "The All Season Fashion Paper -FallWinter", die von Unit F herausgegeben wird. Die ausgewählten Arbeiten wurden zum Thema "Unique" gezeigt.

Würdigungspreis und Fotohof-Schau

"Über diese Anerkennung habe ich mich natürlich sehr gefreut, außerdem kann ich das damit verbundene Geld für meine Arbeit sehr gut brauchen", so Paul Kranzler, der am 9. November von Kunst-Staatsekretär Franz Morak den mit 5.500 Euro dotierten Förderungspreis für künstlerische Fotografie 2005 für sein Buch "Land of Milk and Honey" erhielt.

Die Schau "Land of Milk and Honey", die bis 23. Dezember 2005 in der Salzburger "Galerie Fotohof" gezeigt wurde, war davor bereits im Frühjahr 2005 im Linzer Lentos Museum zu sehen. "Es ist meine bisher wichtigste Schau. Ich habe dafür 50 Fotografien - sie sind teilweise Schwarz-Weiß, teilweise in Farbe - in unterschiedlichen Formaten ausgewählt", beschreibt der ambitionierte Nachwuchskünstler seinen Erfolg.

Im Salzburger Museum der Moderne ...

Und auch bei der Ausstellung "Simultan. Zwei Sammlungen österreichischer Fotografie" im Museum Moderner Kunst Salzburg, die bis vor kurzem gezeigt wurde, war Kranzler mit 16 Arbeiten aus "Land of Milk and Honey" vertreten.

In den letzten zwei Jahren hatte Paul Kranzler bereits mehrere Ausstellungen, so u. a. "Krasnodar", eine klassische Sozialreportage über Asylwerber, ebenfalls im Salzburger "Fotohof", war an einer Gruppen-Schau in der "Galerie der Stadt Wels" beteiligt und stellte in Stift Schlierbach, wo er auch Artist in Residence war, aus.

... und nach Warschau

Und ab 29. Jänner wird Paul Kranzler Arbeiten aus seiner erfolgreichen Serie "Land of Milk and Honey" in einer Gruppen-Schau von acht österreichischen Fotografen, darunter Leo Kandl und Bernhard Fuchs, zwei Monate in der "Zacheta Galerie" in Warschau zeigen. Danach geht die Ausstellung dann auch in andere Städte Polens weiter.

Soziale Aspekte, aber keine Sozialreportage

Mit seinem Projekt "Land of Milk and Honey", das sich über zwei Jahre erstreckte, hat Kranzler das Leben seines einstigen Nachbarn in einem Linzer Substandard-Zimmer festgehalten. Zentrales Thema dabei ist der Kontrollverlust eines Menschen über seinen Körper und seine unmittelbare Umgebung:

"Der Titel stammt von mir und ist keineswegs zynisch gemeint. Er spielt auf diese Unmengen von Reklamematerial, die sich mit persönlichen Gegenständen, mit verfaultem Obst in diesem Raum vermischen, an. Aber es ist ja gleichzeitig auch das Schlaraffenland - denn eigentlich gibt es dort alles. Ein groteskes Stillleben."

"Ich war fasziniert von diesem Raum, es war etwas völlig Neues für mich, wie hier Menschen leben. Natürlich hat mich dabei nicht nur der ästhetische Aspekt, sondern auch das Leben der Menschen - und wie es sich verändert - interessiert." Und es hat sich weiter verändert, denn inzwischen ist der Mann in ein Altersheim gekommen. Und Paul Kranzler verfolgt die Entwicklung weiter mit.

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Talenteförderung & "Photography Award"

Kranzlers Foto-Oeuvre stieß bereits auf fachliche Aufmerksamkeit, wird gefördert und auch international ausgezeichnet: So wurden einige seiner Arbeiten von der Kunstsammlung des Stiftes Schlierbach sowie von der "Österreichischen Fotosammlung" angekauft. 2003 erhielt er die Talentförderungsprämie für Bildende Kunst des Landes Oberösterreich, und 2004 wurde er sogar mit dem britischen "Dazed & confused Photography Award" im "Royal College of Art" in London ausgezeichnet.

"Eigentlich wird dieser Preis, der von einem wichtigen Londoner Magazin für Fotografie, Kunst und Design kommt, nur für Briten ausgeschrieben. Ich schickte meine Arbeiten nur hin, weil ich wissen wollte, was man davon hält - und war umso überraschter, als ich den Award erhielt. Das Wichtigste dabei war vor allem die große Bestätigung und Motivation meiner Arbeit. Und die Fachleute, mit denen ich seither Kontakt habe", berichtet Kranzler, der in der Folge als Assistent beim prominenten Londoner Fotografen Nick Waplington tätig war.

Neue Projekte und Ziele

Derzeit beschäftigt sich Paul Kranzler, der vorwiegend mit Kleinbild-Spiegelreflexkameras arbeitet, vor allem mit der Porträt-Fotografie. Und hat bereits neue Projekte vor seinem Objektiv: "Ich setze die 'Land.Jugend'-Serie fort, die auch eine Farbporträtserie über einen jungen Mann beinhalten wird. Und ich versuche, meine Herkunft zu dokumentieren." Außerdem bricht er bald für eine neue Foto-Serie, die von der Stadt Linz gefördert wird, zu Recherchen nach London auf.

"Wichtig ist mir, meine Arbeit weiter machen und verstärkt zeigen zu können. Ebenso wie die Zusammenarbeit mit bestimmten Kuratoren und Magazinen. Und natürlich möchte ich weitere Fotobände herausbringen", formuliert der erfolgreiche Fotokünstler seine Zukunftswünsche.

Kontakt
Paul Kranzler

Veranstaltungs-Tipps
Siemens_artLab Wien, Paul Kranzler, "Land.Jugend", bis 18. Februar 2006

Am 2. Februar 2006 findet eine Diskussions-Veranstaltung im Siemens_artLab Wien mit Paul Kranzler und Kunsthistorikerin Ulrike Matzer zur Ausstellung statt.

Links
Kunstuniversität Linz
Siemens_artLab - Paul Kranzler
Dazed & confused
Galerie Fotohof
Galerie Ernst Hilger
Galerie der Stadt Wels
Lentos Kunstmuseum Linz
Österreichisches Kulturforum Berlin
Royal College of Art
Stift Schlierbach
Unit F - Büro für Mode
Nick Waplington
Zacheta National Gallery of Art