Ein Fahndungskabarett von Heilbutt & Rosen
"Chromosomensatz XY ungelöst"
Auf Verena Scheitz und Helmuth Vavra reduziert, widmet sich nun die neue Formation Heilbutt & Rosen der Beziehung zwischen Mann und Frau. Ein altes aber grausames Thema, mit vielen unverstandenen Problemen und ungeklärten Fragen.
8. April 2017, 21:58
Ausschnitt aus neuem Programm
Sie heißen Uschi und Walter, sind Mitte Dreißig, seit ein paar Jahren verheiratet, kinderlos, ganz nach dem Motto "Double-Income No Kids". Allerdings - so will es das Prinzip der Komik - läuft natürlich nicht alles ganz so, wie sich das die beiden Yuppies ausgemalt haben ...
Das ist die Ausgangssituation von "Chromosomensatz XY ungelöst", dem aktuellen Programm von Heilbutt & Rosen - alias Verena Scheitz und Helmuth Vavra.
Thema: Beziehungskiste
Das Ensemble Heilbutt & Rosen, vom Trio zum Duo geschrumpft, setzt auf das Thema Beziehungskiste. Um zu verstehen, wie das urbane Miteinander im unglücklichen Fall ablaufen kann, laden Heilbutt & Rosen das Publikum vorerst einmal in das Wohnzimmer der sichtlich genervten Protagonisten.
Es ist Samstagabend, im Fernsehen läuft "Wetten, dass, und ein noch relativ junges Ehepaar sitzt zu Hause und gibt sich der Fadesse des ehelichen Alltags hin. Mit einer gehörigen Portion Neid blickt man auf das geglückte, vor allem kontomäßig abgesicherte Leben der guten Freunde aus Studienzeiten und hat sich - außer ein paar Belanglosigkeiten und Vorwürfen - nicht mehr allzu viel zu sagen...
Hauptsache, wir sind zusammen
"Ist die Ehe von Uschi und Walter tatsächlich schon am Ende? Mit dieser Fragestellung werden die Zuschauer auf die Hochschaubahn der Zwischenmenschlichkeiten geschickt. Auch ein Seitensprung bringt nur kurzfristig die erwünschte Belebung in die abgeschlaffte Beziehung. Da wissen die guten Freunde - Christopher und Babsi - Rat: Nachwuchs muss her. Dann erst ist das Yuppie-Leben komplett. Immerhin: Die beiden müssen es ja wissen, haben sie doch schon drei Kinder in die Welt gesetzt und damit ihren gesellschaftlichen Status massiv angehoben.
Boulevardkomödie in Liedern
In das Kabarettprogramm "Chromosomensatz XY ungelöst, das eigentlich in der Gestalt einer Boulevardkomödie daherkommt, gerät Bewegung, wenn Uschi und Walter ihre lang nicht fruchtenden Bemühungen in Lieder verpacken.
Wie schon in früheren Zeiten, als das Ensemble Heilbutt & Rosen noch ein Quartett und später ein Trio war, ist Helmuth Vavra für den Text verantwortlich. Hatte man früher noch das Nummernkabarett vor Augen, erzählen Heilbutt & Rosen jetzt eine Geschichte in raschen Szenen, die auch Gelegenheit bieten, in die unterschiedlichsten Rollen zu switchen.
Ende gut, alles gut
Die Pointen sind perfekt gesetzt, der Ablauf ist reibungslos, der Wiedererkennungseffekt mit all seinen Alltags-Situationen und Klischees hoch. Dem entsprechend: die Reaktionen des Publikums. Überraschungen hält das Programm "Chromosomensatz XY ungelöst nicht bereit. Es kommt wie es kommen muss: Der Endspurt gelingt, und das Schicksal nimmt seinen positiven Lauf.
"Contra"-Tipp
"Weil, warum? - So nennen Willi Resetarits und Gerhard Votava ihre neue Sonntagsmatinee:
"Früher haben die Menschen am Sonntag arbeitsmäßig ausgesetzt und Ruhe und Muße gesucht. Oder Erleuchtung. Oder Dunkelheit, weil man da besser ausschlafen kann. Die einen waren in der Kirche, die anderen - erst ab 1968 - in der Vormittagsvorstellung des Sexkinos ums Eck. Die meisten aber waren einfach beim Wirten. Vieles davon ist heute nicht mehr möglich, weil die Sexkinos zusperren mussten ...
Zu all dem schaffen Willi Resetarits und Gerald Votava eine Alternative. Zu einer durchaus vernünftigen Zeit - nämlich um 13:00 Uhr - laden die beiden Entertainer und Musiker in den kommenden Wochen zu Geschichten und Liedern aus verschiedenen Generationen. Das Roland-Guggenbichler-Ensemble sorgt für die musikalische Rahmenhandlung, Votava und Resetarits steuern Wissenswertes aus Fauna, Sozialgeschichte, Unterhaltung und anderen bislang noch nicht gänzlich erforschten Bereichen bei.
"Contra"-News
Der "Deutsche Kleinkunstpreis 2005" in der Sparte Kleinkunst geht an Günther Paal. Die Jury-Begründung:
"Die Jury zeichnet einen Künstler aus, der sein Publikum wortgewandt und kraft seines Wissens auf aberwitzige Reisen durch Raum und Zeit mitnimmt. Gunkls Programme sind ausgeklügelte, hochkonzentrierte Kleinkunstwerke, in denen ihm der Brückenschlag zwischen großen Naturgesetzen und kleinen Tücken des Alltags grandios gelingt."
Den Ehrenpreis zum "Deutschen Kleinkunstpreis 2005" in der Sparte Chanson/Lied/Musik bekommt Gerhard Bronner. Die nur in Ausnahmefällen erfolgte Verleihung eines "Ehrenpreises" an den 82-jährigen Urahn des österreichischen Kabaretts - der zwar schon jede Menge goldene Ehrenzeichen und dergleichen, aber bislang noch keinen einzigen Kabarett- oder Kleinkunstpreis bekommen hat - wird folgendermaßen begründet:
"Die Jury zeichnet damit eine Kabarett-Legende aus, die zu den Begründern des Wiener Nachkriegs-Kabaretts gehört. Gerhard Bronner hat bereits in den 50er Jahren als Textautor, Komponist und Interpret wesentlich dazu beigetragen, durch seine hohe Musikalität, seine ins Ohr gehenden Chansons, den ins Schwarze treffenden Witz der Texte und durch seine ironischen Interpretationen das Kabarett in eine geschlossene Form zu bringen. Sein Einfluss auf das politische, deutschsprachige Kabarett ist einzigartig."