Applaus während der Vorführung
Erfolg für Weingartners "Free Rainer"
Hans Weingartner und sein Film "Free Rainer" sind am Sonntag beim Internationalen Filmfestival in San Sebastian begeistert gefeiert worden. "Free Rainer" ist eine provokative und humorvolle Mediensatire des österreichischen Regisseurs.
8. April 2017, 21:58
Der österreichische Regisseur Hans Weingartner ist mit seinem neuen Film "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" auf dem Internationalen Filmfestival in San Sebastian am Sonntag begeistert gefeiert worden. Nur wenige Filmbeiträge wurden auf dem Festival vom Publikum mit so viel Applaus und Ovationen gewürdigt wie die provokative und humorvolle Mediensatire des 36-jährigen Österreichers.
Bei einigen Schlüsselszenen klatschte das Publikum sogar während der Vorführung. "Die öffentliche Debatte um Fernseh-Müll ist in Spanien brandaktuell", erklärte der spanische Filmproduzent Pedro Botano. Und Weingartner ergänzte: "Ich war fassungslos, als ich las, dass der Europäer durchschnittlich vier Stunden pro Tag Fernsehen guckt."
Moritz Bleibtreu als TV-Produzent
Im Gespräch mit der APA kritisierte der Regisseur auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland und Österreich scharf. In "Free Rainer" hat er die Erregung ums Fernsehen kreativ umgesetzt. Moritz Bleibtreu spielt darin den verkoksten, zynischen TV-Produzenten Rainer, der durch einen Mordanschlag ins Grübeln kommt und statt Spielshows plötzlich anspruchsvolle Fernsehsendungen machen will.
Er stößt auf Widerstand bei seinen Vorgesetzten und schart eine Rebellengruppe um sich, die dem TV-Establishment zu Leibe rückt und den geistigen Verfall der Gesellschaft mit drastischen Mitteln aufhalten will.
"Das Publikum stumpft ab"
"Nicht nur die äußerst kreative Umsetzung, sondern vor allem auch das Thema begeistert die Spanier", meinte Botano zum Erfolg der deutsch-österreichischen Koproduktion. Es sei zwar kein neues Thema, aber es sei mal wieder an der Zeit gewesen, dass jemand das Thema aufgreift, so Weingartner ("Die fetten Jahre sind vorbei"). Das Fernsehpublikum stumpfe immer mehr ab, so der Regisseur: "Somit wird es auch für uns Filmemacher immer schwieriger, eine Sprache zu finden, die sie auch verstehen."
Aber es gehe nicht nur um die Verblödung, es gehe auch um das "Recht auf Glück". Um für den Film zu recherchieren, habe er drei Monate lang jeden Tag mehrere Stunden ferngesehen. "Nach vier, fünf Stunden war ich immer total depressiv und deprimiert. Es macht glücklicher, sein Leben aktiv zu gestalten. Das geht nicht vor der Glotze, wo sich Millionen Menschen so einen Scheiß wie die Dschungelshow oder 'Deutschland sucht den Superstar' anschauen", so der Vorarlberger.