Aber nur in Bulgarien
I'm gay
Eine Woche am Schwarzen Meer. Man möchte meinen, dies brächte Frohsinn. Wie meist ist es anders, als man meint. Für das österreichische Feature - der Grund meiner Reise - eine Feierstunde, für den österreichischen Reisenden ein Cocktail ohne Alkohol.
8. April 2017, 21:58
Ich war am Schwarzen Meer. Zuerst wurde ich vom Taxifahrer betrogen. Nein, zuerst die blondierte Stewardesse im Flugzeug. Ihr Bulgarisch klang wie fernes Kanonenfeuer. Nur lauter. Akustisch aufbereitet zu einer Lautfolge mit Grammatik. Sprach sie Englisch, klang es wie Seniorengymnastik. (Spreche ich Englisch, klingt es, als spräche ein Ziegenhirte im Schlaf. Sorry.) Am Flughafen von Bulgarien wähnte ich ein vertrauenswürdiges Wechselbüro. Der Kurs war zehn Prozent schlechter als dann im Hotel. Mit mir können sie es ja machen.
Nachdem der Taxifahrer mit mir einen ausgedehnten Morgenausflug ins weitläufige Umland von Varna gemacht hatte, musste der Kerl, der mir den Koffer trug und mich ins Zimmer brachte, dafür büßen, indem ich ihm kein Trinkgeld gab. Er verzog sich und empfahl den Bardamen, mir die ganze Woche die Cocktails ohne Alkohol zu machen. Mithin habe ich einen sehr klaren Blick auf den Ort meines Aufenthalts. Das Hotel ist eines unter 50 Hotels. Darinnen deutsche Touristen. Sie haben ihre Flaggen aus den Fenstern gehängt. Auf dem Strand, welchen ich besuche, grölen sie ununterbrochen. Unterdessen versuchen sie, die Kellnerinnen der Strandbars zu umarmen.
Nachts singen sie ihre Opern - ich kenne jetzt die erste Strophe der Deutschen Bundeshymne in 147 Tonlagen. Denn das Hotelfenster musste nachts geöffnet bleiben, sonst wäre ich jetzt ein erstickter Dudu und könnte gar kein einziges Wort mehr sagen, das würde mir nicht gefallen und all jenen nicht, die daran gewöhnt sind, dass ich zuweilen etwas sage. Zum Beispiel: Das Schwarze Meer ist schön. Da es aber am Strand kein Klo gibt, muss man ins Meer pinkeln. Ich pinkele ungern ins Meer, denn induziere ich diese Tätigkeit in das gesamte Ausmaß der zum Beispiel auf dem Badestrand von Varna bratenden Touristen, die denn viel höhere Hemmschwellen besitzen als ich, wünsche ich mir gleich ein Ausreiseverbot für alle weißen Wohlstandsmitteleuropäer.
Nein, nur Spaß. Ins Meer pinkeln macht echt Freude. Auf dem Weg zurück ins Hotel, über eine Gastro-und-Souvenir-Meile, wird man viertausend Mal gefragt, ob man nicht vielleicht am Abend in diese oder jene der zweitausend Cocktailbars kommen wolle oder zur täglichen Schaumparty oder in die Go-go-Bar. Ich war noch nie in einer Go-Go-Bar. Ich mag mir keine ausgezogenen Mädchen ansehen, weiß auch nicht wieso. Ich mag mir keine deutschen Touristen ansehen, wie sie ausgezogenen Mädchen zusehen und am Ende mit ihnen kuscheln gehen. Kuscheln ist eine positive Beschäftigung. In einem der Go-Go-Bar eines Hotelressorts in Bulgarien zugeordneten Bett mit einer Fremden zu kuscheln, erscheint mir jedoch übertrieben. Über-Trieben - hahahahahaha! Ha ha ha ha!
Ha! Ha! Ha!! Ich sage "I'm gay". Ich bin gar nicht gay. Aber die Mädchen waren so hartnäckig. Sagen sie "Come“, antwortet man "No“, sie darauf: "Why not“, ich dann: "I'm gay“. Ich war nicht nach Bulgarien gereist, um jungen Mädchen zu erklären, warum ich nicht mit ihren Kolleginnen kuscheln möchte! Sakra.
Dafür haben die Leute mein Feature über a-Moll gern gehabt.