Die internationale Normalität nach Österreich holen

Oscar Bronner

Ohne ihn wäre die österreichische Medienlandschaft um viele Titel ärmer. Oscar Bronner gründete nicht nur vor 20 Jahren den "Standard," sondern 1970 das Wirtschaftsmagazin "trend" und ein Jahr später das Nachrichtenmagazin "profil".

Bronner über den Aufbruch der Studentenzeit

Oscar Bronner ist einer der großen Macher der heimischen Medienszene. Im Jänner des Jahres wurde er 65 - sein jüngstes Baby, der "Standard", feiert heuer 20. Jubiläum. In der Öffentlichkeit macht sich Bronner meist rar - laut wird er nur, wenn es um die Unabhängigkeit der Presse, die Qualität im Journalismus oder Fehlentwicklungen am heimischen Medienmarkt geht. Als "Grundübel der österreichischen Medienlandschaft" bezeichnete Bronner immer wieder die Medienkonzentration und forderte wiederholt die Entflechtung des Mediaprint-Konzerns von den Zeitschriften der News-Gruppe "profil" und "Format".

Trend-Gründung mit 26

Geboren wurde Oscar Bronner, Sohn des im Vorjahr verstorbenen Kabarettisten, Komponisten und Schriftstellers Gerhard Bronner, am 14. Jänner 1943 in Haifa. 1948 kehrte die Familie aus dem Exil nach Österreich zurück. Bronner studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie in Wien und war als Journalist für den "Express" und den "Kurier" tätig.

1970 gründete er den "trend", dessen erste Ausgabe im Jänner erschien. Im Editorial schrieb Bronner damals, Wirtschaftspublizistik sei eine heikle Sache, er vertraue aber darauf, dass es genügend mündige Personen gebe, die "an einer unabhängigen kritischen und modernen Wirtschaftsberichterstattung interessiert sind". "profil" erblickte dann im September 1970 das Licht der Welt. Auch mit seinem Konzept eines unabhängigen Nachrichtenmagazins reüssierte Bronner.

If you can make it there ...
Schon 1974 aber hatte er vorerst genug vom Verleger-Dasein: Er verkaufte den Wirtschafts-Trend-Zeitschriftenverlag und ging nach New York, wo er insgesamt 13 Jahre als Maler lebte. Als Zeitungsleser sei er in New York "sehr verwöhnt" worden, blickte er einmal in einem Interview zurück. "Als ich zurückkam, habe ich realisiert, dass Österreich nach wie vor von Boulevardblättern und parteinahen Organen beherrscht war." So sei der Gedanke, eine "liberale Tageszeitung mit Weltformat" zu machen, entstanden.

Resultat war der "Standard", der erstmals am 19. Oktober 1988 erschien. Die erste österreichische Zeitungsgründung seit 16 Jahren sorgte naturgemäß für Aufsehen. Bronner trat mit einer "intelligenten, mündigen, überregionalen" Tageszeitung an, die von allen Interessengruppen unabhängig sei, wie er damals sagte.

Neue Verhältnisse
Partner war damals der deutsche Springer Verlag, den er 1995 auskaufte. 1998 übernahm der Süddeutsche Verlag 49 Prozent am "Standard". Im Vorjahr ging der Verlag der "Süddeutschen Zeitung" mehrheitlich in den Besitz der Südwestdeutschen Medienholding über - und mit ihr die knappe Hälfte am "Standard".

Im August 2008 kaufte Oscar Bronner die Anteile des Süddeutschen Verlags zurück. "Nach dem Gesellschafterwechsel beim Süddeutschen Verlag hat Bronner sein Optionsrecht auf Rückkauf des 49-Prozent-Anteils ausgeübt", hieß es. Die neuen Eigentümer der Tageszeitung sind die Bronner Online AG (49 Prozent), die Bronner Familien-Privatstiftung (41 Prozent) und Oscar Bronner (10 Prozent) sein. "Der Standard" ist damit zu 100 Prozent in österreichischer Hand.

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 28. September 2008, 14:05 Uhr

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Der Standard