Händl Klaus' Spielfilmdebüt "März"

Worte reichen nicht

Mit dem Stilmittel der Auslassung arbeitet der Dramaturg, Schriftsteller und Regisseur Händl Klaus in seinem Spielfilmdebüt "März". Er beleuchtet darin die Folgen des gemeinsamen Suizids dreier Jugendlicher für die betroffenen Familien.

Es gibt auch Liebe und Humor!

Zu Beginn des Films sieht der Zuseher ganz kurz drei Freunde, die den Abgasschlauch in den Innenraum des Autos umleiten. In dem etwas mehr als 80-minütigen Werk kommt der Selbstmord nur am Rande vor. Die eigentliche Tragödie spielte sich vor und vor allem nach dem (vor einigen Jahren tatsächlich geschehenen) Akt in dem kleinen Tiroler Dorf ab.

Zahlreiche Preise

Vor drei Jahren lief der österreichische Kurzfilm "Echos" von Michael Ramsauer in Cannes, eine kurze Geschichte über drei jugendliche Selbstmörder in einem Auto. Einige Jahre zuvor hatte der Tiroler Dramatiker Händl Klaus bereits die Abschiedsnacht dreier junger Menschen vor dem gemeinsamen Suizid für einen Kurzfilm verwendet. Voriges Jahr hat Händl Klaus eine Langfassung des Stoffes gedreht.

Bei den heurigen Filmfestspielen in Locarno wurde Klaus für diesen Film mit dem Preis für das beste Erstlingswerk ausgezeichnet. Zahlreiche andere Preise folgten. Der Film wurde am 20. Oktober 2008 bei der Viennale vorgestellt und wird derzeit in Tiroler Kinos gezeigt. Der Kinostart ist für 16. Jänner 2009 angesetzt.

Die Tragödie nach der Tat

Seit 1998 hat Händl Klaus an dem Stoff gearbeitet, der auf einem authentischen Vorfall beruht und sich in einem Nachbardorf des 1969 im Tiroler Rum geborenen Autors zugetragen hatte. Den Kurzfilm sieht Klaus Händl - mittlerweile längst unter seinem Künstlernamen Händl Klaus auf vielen deutschsprachigen Bühnen bekannt - als Prolog für den dokumentarisch anmutenden Spielfilm.

In dem etwas mehr als 80-minütigen und äußerst fragmentarischen Werk kommt der Selbstmord nur am Rande vor. Die eigentliche Tragödie - und dessen war sich der Regisseur ganz offensichtlich bewusst - spielte sich vor und vor allem nach dem Akt in dem kleinen Tiroler Dorf ab.

Sprachlose Gesichter

Die Frage nach dem Motiv, nach dem "Warum" geistert durch den Ort und spiegelt sich in den sprachlosen Gesichtern wider. Die Kamera von Gerald Kerkletz ist stets nahe an den Bewohnern, die einen Weg suchen, mit der Situation zurecht zu kommen. Geredet wird nicht viel, vielmehr werden die Lücken sichtbar, die die drei Jugendlichen hinterlassen haben. Die verwobene Montage, die ein wenig an Gus Van Sants "Elephant" oder "Paranoid Park" erinnert, macht diese "Auslassungen", wie Händl es formulierte, noch deutlicher sichtbar. Wo zuvor noch ein gelangweilter junger Mann im Bett liegt, wirkt die unberührte Bettwäsche später wie blanker Hohn.

Der Zuschauer als Mitwisser

Händl Klaus hat selbst Regie geführt, eng zusammen mit seinem Kameramann Gerald Kerkletz. Das kleine Team war "wie eine große Familie, alle feinsinnig und liebevoll", betont Händl Klaus im Gespräch mit Rainer Rosenberg in "Von Tag zu Tag".

Der Cast besteht aus Laien und Profis, gesprochen wird im Dialekt. Durch die aufgebaute Nähe wird man irgendwann auch als Zuschauer fast zu einem Teil des Dorfes, zu einem Mitwisser, der sich nur schwer den aufgestauten Emotionen und den omnipräsenten Fragen entziehen kann. Dass man diese Fragen nicht selber beantworten muss, lässt einem Zeit zum Schauen, lässt einen das Alltägliche anders wahrnehmen.

Mehr dazu in oe1.ORF.at
Locarno: Preis für Händl Klaus
Ö1 Talentebörse: Gerald Kerkletz

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