Beschaulichkeit und leise Töne
Magdalena Kozena singt Vivaldi
Vivaldi, ganz intim: Mezzo Magdalena Kozena setzt in ihrem neuen Recital mit Vivaldi-Arien nicht auf Theatralik, sondern auf Beschaulichkeit und leise Töne. Stets locker und luftig musiziert das Venice Baroque Orchestra mit seinem Chef Andrea Marcon.
8. April 2017, 21:58
Das Feld scheint bestellt: Cecilia Bartoli, Vivica Genaux, Sonia Prina, Joyce DiDonato, alle singen Vivaldi. Wie wird sich Magdalena Kozena, die zwar mit Monteverdi und Händel brilliert hat, an der Seite von Ehemann Sir Simon Rattle zuletzt aber mehr bei Debussy und Ravel zu Hause war, mit ihrem Vivaldi-Solo-Recital positionieren?, lautet die Frage beim CD-Einlegen.
Erste Überraschung: Nichts "knallt", wie aus dem Nichts kommen die Instrumentaltöne und die makellos, mit perfekten Schwelltönen, fast "sopranig" mit Lucia-Popp-Timbre durch die Melodien segelnde Stimme der Mezzosopranistin. Intimität ohne vokales Auftrumpfen. Erst in der zweiten Nummer, in der es nicht um Träume, sondern um "furore" geht, werden alle Bremsen gelöst, auch bei den stets locker und luftig musizierenden Profis des Venice Baroque Orchestra mit seinem Chef Andrea Marcon.
Große instrumentale Vielfalt
Und so geht es weiter, 15 Arien, 77 Minuten und 11 unterschiedliche Opern- (und fallweise auch Oratorien-)titel lang, von "Orlando furioso" bis "Arsilda", von "Griselda" bis "L'Olimpiade". Der bei solcher Fülle bestehenden Abstumpfungs-Gefahr begegnen die Musiker mit großer instrumentaler Vielfalt und Klangphantasie bei der "Begleitung" - und mit nicht erlahmendem rhetorischem Nachdruck. Es darf auch blühen und schmachten, bloß ohne "Schmalz", und wer wissen will, wie sich "Vier-Jahreszeiten"-Klänge in Opernarien transferieren lassen, kommt bei "Farnace" auf seine Rechnung.
Möglicher Kritikpunkt: Jeder einzelne Akt einer beliebigen Vivaldi-Oper enthält mehr "Bravour"-Nummern als Magdalena Kozenas komplette Vivaldi-Solo-CD, bei der, dem stimmlichen Naturell der Sängerin und ihrer eher schmalen vokalen Farb-Palette entsprechend, das Beschauliche, Pastorale übers Gesangs-"Sportliche" dominiert. "Schönheit und Einfachheit" hätte sie bei der Vorbereitung in der Musik von Antonio Vivaldi entdeckt, sagt Magdalena Kozena. Ergebnis: eine CD, die die Fantasie auf Reisen schickt.
CD-Tipp
Magdalena Kozena, Vivaldi, Baroque Orchestra, Andrea Marcon, DG
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Magdalena Kozena