Von der Wunde zur Narbe

Narben

Niemand kann ein Leben führen, ohne sich jemals zu verletzen. Jedoch nicht jeder Mensch ist bereit, mit den davongetragenen Narben zu leben. Oft sind diese entstellend und psychisch belastend. Viele Menschen wollen Narben daher entfernen lassen.

Die Haut besteht aus der Oberhaut, der Lederhaut und der Unterhaut. Werden durch eine Verletzung die tiefer liegenden Hautschichten durchtrennt, ist der Organismus nicht in der Lage, das zerstörte Gewebe in gleicher Weise zu erneuern. Es entsteht eine Narbe. Im Idealfall befindet sie sich in einer Ebene mit der umliegenden Haut. Bei manchen Menschen oder unter gewissen Umständen entstehen durch übermäßige Gewebebildung Narbenwucherungen, so genannte hypertrophe Narben oder Keloide. Wird zu wenig Gewebe gebildet, sinken die Narben schüsselförmig ein. Es entstehen atrophe Narben.

Behandlung von Narben

Narben werden mit Druckverbänden, Peelings, Laser oder Silikonpflaster behandelt. Hypertrophe Narben und Keloide werden oft mit Kortison unterspritzt, um die Produktion von Kollagen zu hemmen. In atrophe Narben wird häufig eigenes Körperfett gespritzt oder sie werden mit Trichlor-Essigsäure behandelt, um die Gewebe-Neubildung anzuregen.

Bei zusammengezogenen Narben, so genannten Kontrakturen, sind operative Maßnahmen sinnvoll. Dabei werden die Narben herausgetrennt und neu vernäht, so dass die Wunde erneut primär verheilen kann. Führt eine Narbe zu Bewegungseinschränkungen, kann sie dabei auch an eine günstigere Körperstelle verlegt werden.

Unsichtbare Narben

Bei Operationen werden Narben nach Möglichkeit an unsichtbare Stellen gelegt. So wird zum Beispiel bei einem "Facelifting" unter dem Ohr oder im haartragenden Bereich geschnitten. Bei Lid-Operationen wird die Naht in die Oberlidfurche gesetzt. Bei Brust-Vergrößerungen sind Narben unter der Achsel oder in der Unterbrust-Falte versteckt.

Ist es nicht zu vermeiden an sichtbaren Körperstellen zu operieren, werden Wunden mit einem speziellen Faden und einer speziellen Nahttechnik geschlossen, damit zumindest "schöne" Narben zurückbleiben. Ein neuer Ansatz zur Narbenreduktion ist, dass man den für die Narbenbildung wichtigen Botenstoff TNF Alpha blockiert.

Narben entstören

Die Neuraltherapie geht davon aus, dass beispielsweise Narben als Störfelder in Betracht kommen und in anderen Teilen des Körpers Schmerzen verursachen können. So könnte etwa eine Narbe am Knie für Kopfschmerzen sorgen, der Nabel als erste Wunde im Leben zu Harnweginfekten führen oder ein Piercing Gelenkschmerzen auslösen. Um Narben zu "entstören" wird ein Lokalanästhetikum in oder um die Narbe gespritzt. Diesen Vorgang nennt man Quaddeln.

Narben auf Körper und Seele

Sind Menschen durch einen Unfall plötzlich entstellt, sind sie meist auch traumatisiert. Das Ereignis an sich ist traumatisch und die entstellende Narbe erinnert permanent daran. Hier kann die Psychiatrie mit den Methoden der Trauma-Therapie helfen. Auch Menschen, die den Drang verspüren sich selbst zu bestrafen, also zu verletzen, benötigen psychiatrische Hilfe.

Der Auslöser für dieses meist unbewusste Verhalten sind körperliche Gewalterfahrungen und Aggressionsverbot in der Kindheit. Ebenfalls in der Kindheit sind die Gründe für die Borderline- Persönlichkeitsstörung zu suchen. Diesen Menschen fällt es schwer, Nähe und Distanz zu regulieren. In diesem Zustand wird eine unerträgliche Spannung aufgebaut, die bei körperlichen Schmerzen nachlässt.