Spieleabend mit Gruppendynamik

Weinzettl und Rudle "brutal normal"

Die besten Geschichten schreibt nicht das Leben, sondern der Drehbuchautor. Dort, wo Drehbuchautoren aufhören, nehmen Weinzettl & Rudle ihre Arbeit auf, denn sie wissen, wie das Leben der Alltagsbeziehungshelden weitergeht. Es wird brutal normal.

Die Spielregeln

Zur Premiere eines Spieleabends, bei dem die Karten aus der Beziehungskiste gezogen wurden, luden Monika Weinzettl und Gerold Rudle in das Orpheum in der Wiener Donaustadt. Nachdem sie mit ihren beiden vorangegangenen Programm "Paaranoia" und "Wir müssen reden" durchaus Publikumserfolge landen konnten, blieben sie auch bei der dritten gemeinsamen Hervorbringung dem Beziehungsduett treu.

Bemüht wird die Formel eines gruppendynamischen Gesellschaftsspieles, bei dem zumindest zwei Personen mitspielen Müssen. In diesem Fall: Monika Weinzettl und Gerold Rudle. In "brutal normal" stand diesmal die Frage im Vordergrund: Wer ist eigentlich schuld, wenn eine Beziehung auseinandergeht?

Männer und Frauen passen nicht zusammen

Wie nicht anders zu erwarten: Monika Weinzettl hält die Männer für die Schuldigen, Gerold Rudle die Frauen. Damit ist der Konflikt da, der Stoff für 90 Minuten Programm liefert.

Eigentlich wollten die beiden zeigen, wie die Zweisamkeit aussieht, nachdem die Grundübereinkunft getroffen wurde, dass man für immer zusammen sein möchte. Also das, was man im Kino nach dem vermeintlichen Happy End nicht mehr sieht.

Eines ist sozusagen mit freiem Auge zu erkennen: Das Happy End von "brutal normal" kann nicht in der Übereinstimmung von Mann und Frau liegen.Aber das ist ja auch gar nicht vorgesehen.

Romantik pur

Bei dem Spieleabend, der darüber Auskunft geben soll, wer in den für Partnerschaften nicht unbedeutenden Fragen die Nase vorne hat, geht es ja nicht um das berühmte Miteinander. Ganz im Gegenteil, Weinzettl und Rudle treten gegeneinander an, müssen Aufgaben lösen, die dann von ihrem Tontechniker und gleichzeitigem Spielleiter bewertet werden. Wer die Aufgabe entsprechend löst, darf mit seiner Figur in Gestalt einer Kleiderpuppe ein Feld vorrücken. Da kommt gleich einmal die Romantik ins Spiel.

Wertfrei sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Romantik-Runde an Monika Weinzettl geht. Immerhin findet sie "Titanic" oder "Romeo und Julia" romantisch, wo am Ende einer oder gleich beide zu Tode kommen. Gerold Rudle setzt bei der Romantik-Frage auf Rapid und verliert.

Themen mit Sprengsatz gibt es genug im Beziehungsbiotop. Da wäre einmal der männliche Tunnelblick versus der weiblichen Weitwinkelperspektive, da wäre die Frage, wer Probleme lösen und wer nur darüber sprechen will, wie der gemeinsame Alltag aussieht, und wer ohne Angabe genauer Wegbeschreibung dennoch den richtigen Weg zum neuen Haus der Freund findet.

Große Fragen, keine Antworten

"Brutal normal" referieren Weinzettl und Rudle über die großen Beziehungsfragen des Lebens. Gnadenlose Heiterkeit ist garantiert wie unumgänglich. Da wird gescherzt und gezetert, um Punkte betrogen und auf Tempo geachtet. Ein darstellerisch tadelloses absolviertes Doppel für alle, die gerne zu Spieleabenden gehen.

Wer diese Beziehungsschlacht letztendlich gewonnen hat, das wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Ob das Publikum auf der Gewinnerseite war, darüber könnte man diskutieren.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 20. September 2009, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipps
Weinzettl & Rudle, "brutal normal", bis 1. Oktober 2010, Orpheum Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (EUR 1,50).

Kleinkunstfestival Pyhrn-Priel, 9. und 10. Oktober 2009, Kulturhaus Römerfeld

Links
Weinzettl & Rudle
Orpheum
Kabarettszene.at - 20. Kleinkunstfestival Pyhrn-Priel
kabarett.at
kabarett.cc