Erfahrungsaustausch im Norden Namibias

Zu Besuch bei den Himba

Etwa 6.000 Himba leben im Kaokoland im Norden Namibias. Die Himba sind Hirten. Sie züchten Rinder und Ziegen und führen ein halbnomadisches Leben. In der Trockenzeit ziehen die Männer auf der Suche nach Wasser mit ihren Herden durch das Land.

"Moro, Moro, Moro". Etwas unbeholfen stammeln wir unser "Guten Morgen" all den freundlich lächelnden Kindern und Frauen entgegen, die uns auf dem staubigen Weg vom Auto zu unserem Ziel, den runden strohbedeckten Lehmbauten eines Himba-Dorfes im nordwestlichen Namibia, begegnen.

Die Himba sind Hirten. Etwa 6.000 Menschen zählt das Volk, das man im fernen Europa wohl gerne als "stolz" oder selbstbewusst bezeichnen würde: weil die Himba nach wie vor ihre Traditionen leben, weil sie scheinbar unberührt von westlichen Einflüssen, von Kleidung, Autos, elektronischen Geräten ihr Leben weiterleben.

Eine junge Frau, Woapéna Kasauna, begleitet uns - mich, meinen Sohn und ein deutsches Fotografen-Paar mit ihrer 12-jährigen Tochter - zu ihrem Heimatdorf. Woapéna selbst wollte sich dem westlichen Leben nicht entziehen. Anders als ihre Verwandten, ging sie zur Schule, lernte Englisch und zieht seither an, was als "zivilisiert" gilt: Turnschuhe, Jeans und ein schwarzes Polo-Shirt. Woapéna arbeitet in der nächsten Stadt in einem noblen Hotel als Kellnerin an der Hotelbar.

Mit uns, die wir aus dem fernen Swakopmund hierher in den Norden flogen, besucht sie das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Sie stellt uns ihren Verwandten vor, übersetzt die Antworten auf unsere Fragen und erklärt uns, wie das tägliche Leben im Himba-Dorf abläuft. Wir erfahren, dass jetzt, während der Trockenzeit, beinahe alle Männer mit ihren Ziegenherden unterwegs sind, auf der Suche nach Wasserstellen. Dass Burschen ab zwölf Jahren nicht mehr im Haus der Eltern schlafen dürfen, dass die Mädchen zwar täglich Tee und Kaffee kochen müssen, ihn selbst aber erst trinken dürfen, wenn sie verheiratet sind.

Mehrere Frauen und viele Kinder sitzen vor den Vorratskammern am Boden, sie stampfen Mais, aus dem sie später gemeinsam einen Brei kochen werden. Nur selten kommen Europäer auf Besuch in ihr Heimat-Dorf, erklärt Woapéna, doch es wirkt nicht so, als ob wir großes Aufsehen erregen würden. Unbeeindruckt von unserer Safari-Kleidung, unseren Kameras, unserer Neugier und unserer Sprache gehen die Frauen ihrer Arbeit nach.

Wir Europäer hingegen sind beeindruckt: von der rötlich schimmernden Haut, von der aufwändigen Haartracht, vom gelassenen Umgang der Frauen mit den Kindern und von der Offenheit, die uns entgegengebracht wird. "Selbstverständlich", meint Woapéna, dürfen wir ein Haus besichtigen. Etwas verschämt beobachten wir drinnen eine Frau, die uns ihr Hochzeitskleid vorführt und eine andere, die ihre Haut mit der für die Himba so typischen ockerfarbenen Paste eincremt und sich danach mit ihrer ganz persönlichen Kräutermischung einparfumiert.

Draußen frage ich Woapéna, worüber die Frauen sprechen, die sich so angeregt unterhalten,während sie gemeinsam am Boden sitzen, ihren Kindern den Kopf rasieren, in Kalebassen Ziegenmilch zu Rahm rühren, Mais stampfen oder Schmuck und Gebrauchsgegenstände aus Leder, Metall und Muscheln herstellen. Sie haben sich über das Fell unterhalten, den Windschutz, der über das Mikrophon gespannt ist. Von welchem Tier das sei. Das gefällt ihnen. Und so entspinnt sich ein Gespräch über verschiedene Details der unterschiedlichen und für beide Seiten exotischen Lebensstile.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 25. Oktober 2009, 10:06 Uhr