Zu viele Spitalsbetten, zu viele Geräte?
Teure Gesundheit
Gut, aber zu teuer - so könnte man kurz und bündig den Zustand des österreichischen Gesundheitssystems beschreiben. Österreich habe zu viele Spitalsbetten und zu viele teure Großgeräte, sagt die OECD. Wie kann man das System effizienter gestalten?
8. April 2017, 21:58
Ökonom Pichlbauer über das krankende Kassensystem
In Österreich werden jährlich etwa 27 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem ausgegeben. Die Gesundheitsausgaben haben sich seit 1990 fast verdreifacht und machen mittlerweile rund zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Diese Tendenz ist steigend, allein schon deshalb, weil die Menschen statistisch gesehen immer älter werden und mehr medizinische Versorgung brauchen.
Österreich liegt bei den Gesundheitsausgaben international im Spitzenfeld. Nur wenige Länder geben noch mehr aus: Die USA investieren 16 Prozent ihres BIP in Gesundheit, Frankreich und die Schweiz jeweils elf Prozent und Nachbarland Deutschland, ebenso wie Österreich, rund zehn Prozent.
Hohe Spitalskosten
Gesundheitsexperten bemängeln immer wieder, dass das österreichische Gesundheitssystem intransparent und zu teuer sei. Finanzminister Josef Pröll hat kürzlich in seiner Rede zum "Projekt Österreich" betont, das Gesundheitssystem bestehe aus 4.000 Finanzierungsströmen.
Tenor der Kritik: Die Zusammenarbeit zwischen Spitälern und niedergelassenem Bereich funktioniere nicht, die Strukturen seien ineffizient (zu viele und zu teure Spitäler, die den größten Posten bei den Gesundheitsausgaben darstellen), und das gehe zu Lasten der Patienten.
Aus einer Hand finanzieren?
Ein Schlagwort in der gesundheitspolitischen Debatte ist seit Jahren die so genannte "Finanzierung aus einer Hand": Dieses von vielen Experten geforderte, aber bislang noch nicht umgesetzte Modell soll die Finanzierung von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten vereinfachen und letztlich mehr Effizienz bringen.
Wie die Finanzierung aus einer Hand im Detail aussehen könnte, darüber sind sich die Experten allerdings uneinig. Sparen könne man jedenfalls bei den Medikamenten oder durch eine Zusammenlegung von Krankenkassen, glauben die Gesundheitsökonomen.
Das weltbeste Gesundheitssystem?
Politiker behaupten oft, Österreich habe das weltbeste Gesundheitssystem. Diese Behauptung mag in Bezug auf die Qualität der Gesundheitsversorgung auch stimmen, sagen die Experten - denn Österreich hat im internationalen Vergleich eine der geringsten Krebssterblichkeitsraten, und es hat ein großer Prozentsatz der Bevölkerung Zugang zum Gesundheitssystem (anders als beispielsweise in den USA).
Dennoch: Damit die Qualität langfristig erhalten bleibt und damit die Kosten nicht explodieren, müssten die Strukturen straffer und effizienter werden. Und die Politik müsse handeln, so die Gesundheitsökonomen.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 30. Oktober 2009, 9:45 Uhr