Johannes Kretz

20. Jänner 2011, 14:45

In der Miniatur "RSO40" sind in weniger als einer Minute in hoher Dichte mehr als 2.000 Töne zusammengeballt, alle auf der Basis eines ständig mutierenden "cantus firmus", einer musikalischen DNA, die alle weiteren Elemente generiert. Wie viele meiner Werke ist diese Arbeitsmethode geprägt durch die Beschäftigung mit den theoretischen und philosophischen Schriften des Biologen und Erkenntnistheoretikers Rupert Riedl, mit seinen Einblicken in die Ordnung des Lebendigen und die Zusammenhänge von Evolution und Erkenntnis.

Seine Gedanken sind die wichtigste Schule meines Denkens und lassen sich von der inneren Ordnung der biologischen Welt durchaus auf die Gesetzmäßigkeiten des Werdens musikalischer Werke übertragen. Das Zusammenwirken der formbildenden Kräfte zwischen Material und Bauplan, zwischen Energien und Zielen eröffnet uns eine vielversprechende Sichtweise: schöpferische Freiheit und geordnete Klarheit widersprechen einander nicht.