Lichtgestalten, Formen, Welten
Maja Osojnik
20. Jänner 2011, 16:42
Little Dream Machine
Ich habe mich über die Einladung für das RSO zu komponieren sehr gefreut, vor allem, da ich das erste Mal für eine so große Besetzung komponiert habe. Also ist diese Miniatur nicht ein Auszug aus einem meiner Werke, sondern ein Beginn, eine erste Idee, die ich zu einer längeren Komposition entwickeln möchte. Die Idee stammt aus meiner Beschäftigung mit einer meiner liebsten Aktivitäten: meinem Lieblingssport, nämlich "Schlafen".
Als Kind hatte ich vor dem Einschlafen oft spezielle Halluzinationen. Diese haben mir am Anfang ziemlich viel Angst eingejagt, da ich mich jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, in einer Welt unendlicher und sich ständig in Sekundenbruchteilen wandelnder Größe befand. Diese Erfahrung konnte ich lange nicht in Worte fassen und konnte sie daher nicht mit meiner Familie teilen. Sie blieb somit mein kleines, gruseliges Geheimnis.
Jahre später stieß ich zufällig auf einen Artikel über die Dreammachine von den Beatnik-Künstlern Brion Gysin und Ian Sommerville. In dem Artikel wurde auch die Erfahrung von Brion Gysin beschrieben:
Hatte heute im Bus nach Marseille einen transzendentalen Sturm farbiger Visionen. Wir fuhren durch eine lange Allee mit Bäumen, und ich hatte meine Augen gegen das Licht der untergehenden Sonne geschlossen. Eine überwältigende Flut intensiver leuchtender Farben explodierte hinter meinen Augenlidern: Ein multidimensionales Kaleidoskop wirbelte durch den Raum. Ich war der Zeit entrückt. Ich war in einer Welt unendlicher Größe. Die Vision endete abrupt, als wir die Bäume verließen. War das eine Vision? Was geschah mit mir?
Ich fand Parallelen zwischen dieser Beschreibung und meiner Erfahrung, was mich sehr faszinierte. Aus dieser Idee ist diese Miniatur entstanden. Es ist ein kleines Spiel, das ein Mädchen vor dem Einschlafen spielt. Wenn ich die Augen schließe, entstehen die großen, ins Unendliche wachsende und dann wieder schrumpfende Lichtgestalten, Formen, Welten. In der Stille, fasziniert von eigener Machtlosigkeit, liege ich im Bett, halte den Atem an. Wie weit kann ich gehen? Wie viel kann ich noch aushalten? Zitternd und angespannt, bis ich in Minute 1'06'' einfach meine Augen öffne...
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