Pionier der visuellen Poesie

Heinz Gappmayr gestorben

Der Tiroler Konzeptkünstler Heinz Gappmayr ist am 20. April 2010 im Alter von 84 Jahren verstorben. Gappmayr, der 1925 in Innsbruck geboren wurde, gilt international als einer der wichtigsten Pioniere und Vertreter der "Visuellen Poesie".

Kulturjournal, 20.04.2010

Heinz Gappmayrs Werk bewegte sich entlang der Grenzlinie zwischen Literatur und bildender Kunst. Sein Handwerkszeug waren Buchstaben, Zahlen, Begriffe, sowie einfache Linien und Zeichen. Ihm ging es um einen sorgfältigen und verantwortungsbewussten Umgang mit der Sprache. Auf der Suche nach einer einfachen und klaren Aussage reduzierte er seine Arbeiten auf Texte, die oft nur aus einem einzigen Wort bestanden und die, zugleich einfach und aussagekräftig, an den Betrachter doch große Anforderungen stellen. Gappmayr gab keine klaren Inhalte vor, diese müssen aus dem Vorgegebenen selbst entwickelt werden.

Ob zum Beispiel ein weißes Blatt Papier mit dem Wort "Wolke" einen ganzen Himmel beinhaltet oder nur fünf Buchstaben hängt davon ab, ob der Betrachter bereit war, zum Mitdenker und Partner des Künstlers zu werden. Heinz Gappmayr meinte dazu in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag:

"Der Betrachter hat nicht ein vorgegebenes Schema, an das er sich halten kann bei der Rezeption dieser Dinge, sondern er muss bei jedem Text und bei jeder Arbeit sie konstituieren aus neuen Überlegungen heraus. Es ist ja eigentlich für den Betrachter auch ganz reizvoll, wenn er sozusagen diese Unterschiede in der Rezeption dann für sich erkenntnishaft aufnimmt."

Über Österreichs Grenzen hinaus bekannt

Gappmayrs Anfänge lagen in den 1960er Jahren. Damals suchte die Kunst nach neuen Wegen, weg vom bloß Erzählenden, Konventionellen zu einer Kunst, die das Denken herausforderte. Gappmayr setzte sich mit Piet Mondrians Werk und Philosophie auseinander und schloss Freundschaften mit Eugen Gomringer, Lawrence Wiener oder Jiri Kolar.

Sein internationaler Anspruch in der Kunst sorgte dafür, dass Gappmayr über die Grenzen Österreichs hinaus populärer wurde als in seiner Heimat. Heute umfasst sein Werkverzeichnis mehr als 2.000 Arbeiten, die sich in internationalen Museen ebenso finden wie in renommierten Privatsammlungen. Trotzt seiner internationalen Bedeutung lebte Heinz Gappmayr zurückgezogen und bescheiden in Innsbruck. Dort ist er auch am 20. April 2010 in der Früh verstorben.