Mehr Klienten, weniger Geld für Betreuung
Bewährungshilfe in Finanznot
Mehr Rückfälle, weniger Chancen für straffällig gewordene Jugendliche und überlastete Bewährungshelfer. Das sind die Folgen, wenn das Geld für die Bewährungshilfe sinkt, aber die Zahl der zu betreuenden "Klienten" steigt. Das kritisiert der Bewährungshilfe-Verein Neustart. Heute protestieren die Gewerkschafter gegen die Kürzungen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.06.2010
Gute Betreuung nicht mehr gewährleistet
Die Klienten werden mehr, das Geld aber wird weniger: das kritisiert der Bewährungshilfe-Verein Neustart. Während früher von einem Bewährungshelfer 30 Personen betreut wurden, seien es jetzt bereits über 40, Tendenz: stark steigend, sagt der Geschäftsführer von Neustart Wolfgang Hermann. Die Folge: vielen Ex-Strafgefangenen könne man nicht mehr so gut helfen wie früher.
Höhere Rückfall-Gefahr
Die Betreuungszeiten müssen verringert werden, sagt Hermann: "Wir sind leider schon gezwungen, bei jugendlichen Straftätern die Intensität zu reduzieren. Das heißt: wir sehen ihn in größeren Abständen. Die Bindung an den jeweiligen Betreuer, die jeweilige Betreuerin kann daher gar nicht so intensiv sein wie früher." Die Gefahr, dass ein Ex-Straftäter rückfällig wird, sei dadurch erhöht, sagt Hermann.
Umfassende Hilfe
10 000 Ex-Strafgefangene betreuen die Bewährungshelfer derzeit, vor zwei Jahren waren es noch 8.000. Die Betreuung ist umfassend. Es gehe darum, Alltagsprobleme zu lösen und die Menschen wieder zu stabilisieren, schildert Neustart-Geschäftsführer Hermann. Bei der Hauptverhandlung sei man dabei und unterstütze die Klienten bei Amtswegen. "Es geht auch darum, die Tat aufzuarbeiten. Auch der Opferaspekt wird in der Auseinandersetzung des Täters mit dem Delikt hinein genommen, um nachhaltig eine Bewusstseinsänderung zu erzeugen und dadurch den Rückfall zu vermeiden", sagt Hermann.
Justizministerium weist Kritik zurück
Die Gewerkschafter der Bewährungshilfe protestieren heute gegen die, wie sie sagen, einschneidenden Kürzungen. Im Justizministerium weist man die Kritik zurück und betont, dass weitere Gespräche geplant sind.