Experiment im Golf von Mexiko

Supertanker gegen Ölpest

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko wird jetzt ein Supertanker getestet. Das riesige Schiff soll große Mengen Öl aus dem Wasser filtern. Es wurde von einer taiwanesischen Firma extra für diese Ölkatastrophe umgerüstet.

Nachrichten, 04.07.2010

Gigantischer Ölabscheider

Zwei Tage sollen die Tests mit dem Supertanker dauern, danach wird über einen dauerhaften Einsatz entschieden. Die Tests werden oberhalbe der Ölquelle durchgeführt, aus der seit Wochen Millionen Liter Rohöl ins Meer gelangen. Angeblich ist der Supertanker dort am effektivsten, wo das Öl-Wasser-Gemisch am dicksten ist. Das Schiff ist mehr als drei Fußballfelder lang und etwa zehn Stockwerke hoch. Es hat auf jeder Seite zwölf Öffnungen im Rumpf, durch die es bis zu 500.000 Barrel (79,4 Millionen Tonnen) ölverschmutzes Wasser pro Tag aufsaugen und reinigen können soll. Das Wasser fließt anschließend wieder ins Meer und soll nur noch Spuren von Rohöl enthalten.

Taiwanesisches Experiment

Das Schiff mit dem bezeichnenden Namen "A Whale" ("ein Wal", oder "Wal A") wurde extra für die Absaugarbeiten umgebaut. Besitzer ist die taiwanesische Firma TMT Shipping Offshore, die sich nach Abschluss der Tests im Golf von Mexiko einen lukrativen Vertrag erhofft. US-Regierungsschätzungen zufolge sind bisher 530 Millionen Liter Öl aus dem lecken Bohrloch am Meeresgrund ausgeflossen.

Ölpest gefährdet Florida

Nach dem Durchzug eines Hurrikans hat BP die Bemühungen zur Eindämmung der Ölpest wieder verstärkt. Am Freitag gelang es dem britischen Ölkonzern eigenen Angaben zufolge, 25.290 Barrel Öl abzusaugen oder zu verbrennen. Es gab aber auch negative Nachrichten. Einer Studie der US-Agentur für Ozeane und Atmosphäre zufolge wird das Öl mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent auch die beliebten Touristenziele in Florida erreichen und damit die US-Tourismusindustrie massiv treffen. Florida zählt jährlich 80 Millionen Besucher.

Ausschuss tagt

Ein von US-Präsident Barack Obama eingesetzter Untersuchungsausschuss zur Ölkatastrophe soll Mitte Juli erstmals öffentlich tagen. Bei dem zweitägigen Treffen in New Orleans am 12. und 13. Juli werde die Kommission von der Ölpest Betroffene anhören, teilten führende Mitglieder des siebenköpfigen Ausschusses mit. Zudem werde man den Rat von Experten zu regulatorischen, technischen, rechtlichen und wissenschaftlichen Themen sowie Fragen des Risikomanagements suchen, um sicherzustellen, dass jegliche Tiefseebohrungen sicher seien.

Ölbohrverbot soll aufrecht bleiben

Die US-Regierung hatte wegen des Desasters im Golf von Mexiko einen sechsmonatigen Stopp für Tiefseebohrungen angeordnet, der jedoch von einem Gericht wieder aufgehoben wurde. Die Regierung hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Das Innenministerium will in den kommenden Tagen ein überarbeitetes Moratorium bekanntgeben.

Unbeschränkte Haftung

Die US-Regierung will in den geplanten neuen Gesetzen für Ölbohrungen im Fall von Katastrophen festlegen, dass Firmen in unbeschränkter Höhe haften, sagt Carol Browner, Präsident Obamas Beraterin in Energie und Klimafragen gegenüber dem Wall Street Journal: "Das wird dazu führen, dass in diesem Bereich nur mehr die ganzen großen Firmen arbeiten können. Denn andere könnten das nicht bewältigen, wenn etwas schief geht."

Abendjournal, 04.07.2010

Link

[http://www.tmtship.com/|TMT Shipping Offshore}