Die Operette, die eine Oper werden sollte
Lehars "Zarewitsch" in Mörbisch
Wer ab Donnerstag, 15. Juli 2010, die Vorstellungen des "Zarewitsch" bei den Seefestspielen in Mörbisch besucht, wird sich während des Stücks sowohl in Russland als auch in Italien wiederfinden.
26. April 2017, 12:23
Mittagsjournal, 12.07.2010
Folkloristisch inspirierte Tänze, Akrobaten, Balletttänzer, Fechtszenen und ein Karnevalsbesuch in Venedig machen neugierig auf Peter Lunds Inszenierung einer Operette, die laut Intendant Harald Serafin eigentlich eine Oper hätte werden sollen, aber "das hat der Lehár (Franz, Anm.) nicht ganz geschafft", so der Professor im Gespräch mit der APA.
"So schön sentimental"
"Das Besondere an 'Zarewitsch' ist, dass es einen traurigen Ausklang hat. Im letzten Moment muss er aus Staatsgründen die Prinzessin heiraten. Das ist so schön sentimental", erzählte Serafin. Alles sei mit bester, hoch qualifizierter Musik ausgestattet - "fast wie eine Oper". "Ich hab mir gedacht, so, das mach ich. Der Prawy (Marcel, Anm.) hat ein paar Jahre vor seinem Tod immer zu mir gesagt, Haraldchen mach 'Zarewitsch', das ist eine der besten Operetten."
"Wir haben hier eine sensationelle Musik, die echter Opernsänger bedarf, die aber sprechen und singen können", meinte Serafin. In Alexandra Reinprecht als Sonja habe er deshalb eine Diva gefunden, die das kann. Sie hat Zarewitschs Geliebte bereits im Frühjahr 2009 am Münchner Prinzregententheater gesungen, findet allerdings in Mörbisch dennoch eine Herausforderung:
"Im Theater gibt es diese intimen Momente auf kleinem Raum. Auf der großen Bühne muss man ganz anders damit umgehen", sagte sie. Außerdem hat die Sopranistin einige Fechtstunden auf sich genommen, dankt dafür aber augenzwinkernd dem Intendanten, weil sie ein paar Kilo abgenommen habe. Kämpfen muss Reinprecht auch mit ihrem zweiten Kleid, mit dem sie aufgrund der Länge und der Holzplatten, die den Boden der Bühne ausmachen, immer wieder hängen bleibe. Die Sängerin nimmt es aber locker und meinte: "Steh' ich halt unten ohne da".
"Lebensaufgabe" Mörbisch
Sonjas' Zarewitsch wird Tiberius Simu darstellen, der schon einmal mit ihr zusammengearbeitet hat. Ihn reize an seiner Rolle vor allem das nötige Gefühl für die Hauptfigur, die ihre Liebe aufgibt, um zum Wohle des Volkes eine angemessene Frau zu heiraten. Inspiration holt sich Simu auch vom Intendanten höchstpersönlich. "Er ist unglaublich, hat so ein Charisma und ein Gespür für jede Szene. Es ist eine Inspiration, mit ihm auf der Bühne zu stehen", so Simu.
Serafin selbst wird in der Rolle des Großfürsten zu sehen und zu hören sein und somit einmal mehr nicht nur als Intendant und Kopf der Seefestspiele, sondern auch als Sänger auf der Bühne am Neusiedler See fungieren. Spaß mache ihm auch im höheren Alter noch alles. "Es ist eine Lebensaufgabe. Ich fühle mich hier so eingebunden, in die Umgebung, in das Festival", so der Intendant. Wie lange er diese "Lebensaufgabe" noch erfüllen will? "So zwei Jahre und dann werde ich etwas anderes machen." Abschließend meinte er dann aber doch: "Harald Serafin ist Mörbisch".
Text: APA, Red.
Service
Franz Lehár, "Der Zarewitsch", 15. Juli bis 29. August 2010, Seefestspiele Mörbisch,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
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