22. Internationales Kinderfilmfestival
Was gibt es noch auf dieser Welt?
Am 13. November 2010 beginnt in Wien das 22. Internationale Kinderfilmfestival. Motto dieses Festivals: "Was gibt es noch auf dieser Welt?". Insgesamt zehn Filme aus verschiedenen Ländern und Kontinenten - von Brasilien bis Neuseeland und Frankreich bis Indien und Japan - werden bis zum 21. November in drei Wiener Kinos gezeigt - im Cinecenter, dem Cinemagic und dem Votiv Kino.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 13.11.2010
Was Kinder wirklich beschäftigt
Kinderfilme, das klingt oft nach Feen und Prinzen - die Organisatoren dieses Festivals gehen andere Wege. Für Franz Grafl, einem der Organisatoren, heißt das, "dass die Filme die Kinderperspektive einnehmen, dass wir versuchen, auch Probleme anzusprechen, die die Kinder wirklich interessieren." Wobei natürlich eine ästhetische Komponente wesentlich ist.
Die gezeigten Werke sind äußerst unterschiedlich. In dem neuseeländischen Streifen "Boy" etwa idealisiert ein junger Bursche seinen verschwundenen Vater, und als der eines Tages auftaucht, muss er sich damit abfinden, dass der ein Taugenichts ist.
In dem brasilianischen Streifen "Der Geschichtenerzähler" entdeckt eine Pädagogin bei einem Straßenkind, das als unerziehbar erklärt wurde, ein besonderes Talent zum Geschichtenerzählen.
Filme für verschiedene Altersgruppen
Gerade für Österreich besonders aktuell ist der französische Film "Hände hoch!" von Romain Goupil, wo eine Gruppe von Kindern sich für eine Mitschülerin aus Tschetschenien einsetzt, die ausgewiesen werden soll. Dabei entwickeln sie raffinierte Strategien und Codes - es ist also eine Abwandlung und mit einem brisantem, aktuellen auch politischen Thema von bekannten Jugend-Abenteuerfilmen.
"Das ist auch der Begriff 'emotionalen Intelligenz'", so Grafl, "das bedeutet, dass man Genres aufnimmt (...), aber mit diesen Genres wird etwas Neues über die Welt heute erzählt."
"Kinderfilmfestival" heißt aber nicht: Filme für die ganze Familie. "Wir unterteilen das sehr wohl zwischen 4-6-, 6-9 und 9-12", so Grafl, "das sind von der Entwicklungspsychologie her wichtige Stufen der Wahrnehmung und auf das nehmen wir besonders Rücksicht, auch bei der Auswahl der Filme."
Die Freude am Medium wecken
Zum Festival ist auch eine Broschüre erschienen, die mehr als eine Programmübersicht ist: Sie ist didaktisch gegliedert und gibt zu den verschiedenen Filmen Anleitungen, wie sie bearbeitet werden können. Die Organisatoren unterstreichen dabei die Bedeutung von Bildern und dem Erzählen mit Bildern, und die Wichtigkeit, dass Kinder und Jugendliche damit umzugehen lernen.
"Wenn man weiß, wie sowas zustande kommt, wird auch die Freude am Medium Film geweckt, an der neuen Erzählweise, die einerseits die Ästhetik auf der Leinwand widerspiegelt, aber gleichzeitig auch die Voraussetzung ist, dass diese Filme auch im Kino gesehen werden können", meint Grafl, "weil: Je mehr man weiß, desto schöner wird auch etwas." Zusatz: und das gilt natürlich auch für Erwachsene. Im Anschluss läuft das Festival an verschiedenen Spielstätten in den Bundesländern.
Textfassung: Ruth Halle