Dorothea Schittenhelm wird neue ÖVP-Frauen-Chefin
"Mehr Frauen auf Kandidatenlisten"
Die ÖVP-Frauen bekommen heute offiziell eine neue Vorsitzende. Bei ihrem Bundestag in Innsbruck wird Dorothea Schittenhelm zur Nachfolgerin von Maria Rauch Kallat gewählt. Schittenhelm hat zwei Hauptforderungen: In der ÖVP müssen künftig mehr Frauen in führenden Positionen vertreten sein und: Schittenhelm verlangt eine Änderung beim Gleichbehandlungsgesetz.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 20.11.2010
Gehälteroffenlegung
Das Gleichbehandlungsgesetz sieht vor, dass Unternehmen ab einer gewissen Größe die Gehälter von Frauen und Männern anonymisiert offenlegen müssen. Das soll dazu beitragen, dass Frauen künftig für gleichwertige Arbeit nicht mehr schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Soweit so gut.
Mitarbeiter können bestraft werden
Was der ÖVP-Frauenchefin aber nicht gefällt ist jener Passus, wonach Mitarbeiter bestraft werden können, wenn sie öffentlich über die Gehälter in ihrem Unternehmen sprechen. Dorothea Schittenhelm: "Es kann nicht sein, dass Mitarbeiter mit einer Strafe von 1.500 Euro zu rechnen haben, wenn publik wird wie viel Lohn in einer Firma bezahlt wird."
Schließlich seien ja für Unternehmen, die die Gehälter nicht offenlegen, auch keine Strafen vorgesehen: "Muss auch nicht sein, aber es darf auch sein, dass Mitarbeiter bestraft werden." Bei der SPÖ wird Schittenhelm damit wohl offene Türen einrennen, denn Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat sich unlängst für eine ähnliche Änderung ausgesprochen.
ÖVP: Nur 12 weibliche Abgeordnete
Doch zurück zur ÖVP. Die ist, wenn man sich die nackten Zahlen ansieht, derzeit alles andere als eine Frauenpartei. Von 51 Nationalratsabgeordneten sind gerade einmal zwölf weiblich, das sind weniger als 25 Prozent. Damit kann die Frauenvorsitzende nicht zufrieden sein. Schittenhelm: "Das ist ganz und gar nicht erfreulich. Es hat sogar einen gewissen Rückschritt in diesem Bereich gegeben. Daher haben wir in unserem Leitantrag für die Bundeswahl drinnen, dass bei der Erstellung der Wahllisten der ÖVP, sowohl bei Landes- als auch bei Bundeswahlen ein Reissverschlusssystem zur Anwendung kommen muss."
Frau und Mann abwechselnd
Reißverschlusssystem bedeutet, dass bei der Erstellung der Kandidatenliste für Bundes- oder Landeswahlen auf jede Frau ein Mann folgen muss beziehungsweise auf jeden Mann eine Frau. "Alles andere hat bisher versagt, daher dieser neue Weg. Damit ist auch die Ausgewogenheit gegeben."
Nächste Nationalratswahl: Reisverschlusssystem
Der entsprechende Leitantrag soll heute von den ÖVP-Frauen verabschiedet werden. Die Männer in der Partei müssen aber erst noch überzeugt werden, ist sich auch Schittenhelm bewusst: "Die große Aufgabe steht uns noch bevor. Das wird auch ein Leitantrag seitens der ÖVP-Frauen beim Bundesparteitag sein. Den werden wir ja noch vor 2013 haben, also der Nationalratswahl sein. Das wird dann die Nagelprobe sein, ob die Herren dann auch zustimmen werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das auch gelingt."