Die letzten Jahre der Sowjetunion

Gorbatschow und das Ende der UdSSR

Schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs ist der Zerfall der Sowjetunion nicht mehr aufzuhalten. Die letzten beiden Jahre der UdSSR, 1991 und 1992, sind von Protesten, Blutvergießen und Unabhängigkeitserklärungen von Republiken gekennzeichnet. Ein Überblick über den historischen Abend des 1922 gegründeten kommunistischen Machtblocks.

1985

Michail Gorbatschow übernimmt als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU die Macht. Ein Reformprogramm mit wirtschaftlicher und politischer Restrukturierung (Perestroika) und Transparenz gegenüber der Bevölkerung (Glasnost) beginnt. Entspannung und Abrüstung prägen den außenpolitischen Kurs gegenüber den USA und dem Westen – mehrere Gipfeltreffen mit US-Präsidenten Ronald Reagan und George Bush. Am 26. März werden auf Gorbatschows Vorschlag erstmals demokratische Wahlen durchgeführt.

1989/90

Politische Wende in Osteuropa: Fall des Eisernen Vorhangs, Wiedervereinigung Deutschlands, Abzug aus Afghanistan. Der Machtverlust der KPdSU und der Zerfall der Sowjetunion beginnen.

1990

Litauen erklärt sich als erste Sowjet-Republik unabhängig. Alle weiteren 13 Teilrepubliken werden in den folgenden zwei Jahren zu unabhängigen Republiken.

Gorbatschow wird auf einem Sonderkongress der Volksdeputierten zum Präsidenten der UdSSR gewählt.

Der als Radikalreformer bezeichnete Boris Jelzin, der einer ersten Oppositionsgruppe angehörte, wird zum Präsidenten der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) gewählt.

Juni & Juli 1991

Der RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) und der Warschauer Pakt lösen sich auf.

August 1991

Putsch gegen Gorbatschow kurz vor Unterzeichnung des neuen Unionsvertrages, der die Schwächung Moskaus (Föderation unabhängiger Staaten mit einem Präsidenten, gemeinsamer Außenpolitik und Streitkräften) vorsieht. Der Putsch scheitert an mangelnder Unterstützung in der Armee und am Widerstand der demonstrierenden Bevölkerung von Moskau und Leningrad unter Führung Jelzins. Der Zerfall der Sowjetunion ist besiegelt. Gorbatschow wird für amtsunfähig erklärt und an seinem Urlaubsort auf der Krim festgehalten. Er verhängt den Ausnahmezustand. Jelzin verschanzt sich im Weißen Haus der russischen Regierung in Moskau, das Angriffen standhält. Jelzin entmachtet in der Folge Gorbatschow und die Kommunisten.

Das sowjetische Parlament untersagt die Tätigkeit der KP und friert ihre Bankkonten ein.

Dezember 1991

Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) durch Russland, Weißrussland und Ukraine gegründet. Ihr treten später außer den baltischen Staaten alle bisherigen Teilrepubliken bei. Gorbatschow tritt als sowjetischer Präsident zurück. Russland übernimmt den UNO-Sitz der Sowjetunion.

Am 31. Dezember tritt die Auflösung der Sowjetunion und ihrer Institutionen in Kraft, Jelzin wird damit zum ersten Präsidenten der Russischen Föderation.