Umstrittenes Projekt am Bergisel

Tirol Panorama wird eröffnet

Das Tirol Panorama wurde am Samstag, 12. März 2011 am Innsbrucker Bergisel, eröffnet. Heftige Kritik hat den Bau begleitet, die Versetzung eines Panoramabildes erzürnte das Denkmalamt und der Rechnungshof kritisierte die Verdoppelung der Baukosten auf 25 Millionen Euro.

Kultur aktuell, 11.03.2011

Mit einem Volksfest inklusive Tiroler Schützen und Kaiserjägermusik wurde das neue Prestigeobjekt des Landes am Bergisel hoch über Innsbruck eröffnet. Es ist eine Erfindung von Altlandeshauptmann Van Staa. Neben der Sprungschanze von Zaha Hadid soll der architektonisch durchaus ansprechende Bau Touristenströme auf den heiligen Hausberg locken. Schlugen doch hier einst Andreas Hofer und seine "Mander" die Feinde in die Flucht.

Das Kampfgetümmel vor der beindruckend realistisch dargestellten Landschaft ist Thema des 1.000 Quadratmeter großen Riesenrundgemäldes, das die Hauptattraktion des neuen Museums darstellt.

Wallnöfers Pfeife

Was außer Rundgemälde und Kaiserjägermuseum am Bergisel noch zu sehen ist, dafür zeichnet HG Merz verantwortlich. Der deutsche Ausstellungsmacher hat auch das Mercedes Museum in Stuttgart gestaltet und arbeitet für die Kunstkammer Wien. Die Vitrinen sind vom Feinsten, doch der Inhalt wirft Fragen auf. Das Kapperl von DJ Ötzi wird zwar nicht - wie vom Kreativteam durchaus überlegt - am "Schauplatz Tirol" ausgestellt, dafür kommt die Pfeife von Altlandeshauptmann Wallnöfer zu musealen Ehren.

In einer 40 Meter langen Panoramavitrine wird Tirol von A bis Z dargestellt - vollgestopft mit Bisamratte, Schnapsflaschen bis zur Seilbahngondel. Tirol, das Land im Gebirge ein Sammelsurium? Ausstellungsmacher HG Merz dementiert: "Sicher mag es beliebig erscheinen, wenn man in zehn Minuten durchgeht. Man muss sich beschäftigen, sonst erschließt sich's nicht, das ist klar. Wir haben das auch gerade im Ruhr-Museum in Essen gemacht, auch eine Art Heimatmuseum, wo es auch nicht so ist, dass dem Besucher eins nach dem anderen runtergebetet wird."

Aufregung um Gemälde-Übersiedlung

Im Vorfeld sorgte die aufwendige Translozierung - also die Übersiedlung des kostbaren, denkmalgeschützten Gemäldes aus dem Originalbau am Inn auf den Bergisel - für heftige Kritik der Denkmalschützer. Die eigens für das Gemälde gebaute Jugendstil-Rotunde und die Ende des 19. Jahrhunderts bemalte Riesenleinwand bildeten eine schützenswerte Einheit - ein Gesamtkunstwerk.

Nur mehr wenig vergleichbare Ensembles sind europaweit erhalten - etwa in Altötting oder Waterloo. Gegen den Einspruch des ihr unterstellten Bundesdenkmalamtes entschied Ministerin Claudia Schmied Anfang 2009 für die Übersiedlung in den Neubau.

Baukosten verdoppelt

Der Landesrechnungshof beanstandet die Baukosten, die sich von 12 auf 25 Millionen mehr als verdoppelt haben. Die Grünen kritisieren, dass die Sanierung der Rotunde billiger gewesen wäre, als Translozierung und Neubau.

Im Eingangsbereich des Neuen Tirol Panorama steht nun erläuternd auf die Betonwand geschrieben: Tirol - ein Land auf der Suche nach sich selbst.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Mehr dazu in Tiroler Landesmuseum - Tirol Panorama|oesterreich.ORF.at]

Tiroler Landesmuseum - Das Tirol Panorama