Besorgnis über humanitäre Lage

Libyen: Essen wird knapp

Die internationalen Hilfsorganisationen zeigen sich besorgt über die humanitäre Lage in Libyen. Das World Food Programme der UNO meldet, dass es die Ernährungshilfe für Flüchtlinge deutlich aufstocken müsse. In improvisierten Lagerhallen an den libyschen Grenzen wird Essen und medizinisches Material gesammelt.

Mittagsjournal, 24.03.2011

Brotpreis verdoppelt

Die Preise für Nahrungsmittel in Libyen sind in den letzten Wochen massiv gestiegen. Brot, Mehl, Reis und Öl sind teilweise doppelt so teuer wie früher, sagt Ralf Südhoff vom World Food Programme der UNO. Dazu kommt, dass die Nahrungsmittelpreise weltweit so hoch sind wie nie zuvor, das betrifft auch wichtige Grundnahrungsmittel für Libyen wie Weizen und Mais.

"Müssen schnell helfen"

Auch in Friedenszeiten seien die nordafrikanischen Ländern zu einem großen Teil auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, sagt Südhoff. In Libyen komme noch dazu, dass der Hafen von Bengasi wegen der Sicherheitslage für Hilfslieferungen nichtgenutzt werden konnte. "Das Essen wird also schlicht knapp, und die Menschen fangen an zu horten. Das in der Summe führt zu einem deutlich geringeren Angebot und einer massiv steigenden Nachfrage. Und dann steigen auch dramatisch die Preise und deswegen müssen wir jetzt sehr schnell helfen.""

Suche nach sicheren Routen

In Libyen selbst ist die Situation besonders schwierig. An den Grenzen und im Osten des Landes haben die Hilfsorganisationen vorgefertigte Lagerhäuser installiert, um in einem Notfall möglichst viele Menschen rasch versorgen zu können. 2.000 Tonnen Nahrungsmittel und Hilfsgüter konnten bisher eingelagert werden. Logistiker des World Food Programms haben in den letzten Tagen Versorgungsrouten ermittelt: "Über Befragung von Flüchtlingen und Berichte von Kollegen vor Ort kann man ermitteln, in welchen Gebieten es zeitweise ruhig ist und es möglich ist, beispielweise einen Lastwagenkonvoi zu schicken."

28 Mio. Euro reichen für drei Monate

Für die Nothilfeaktion des UNO World Food Programms stehen rund 28 Millionen Euro zur Verfügung. Mehr als eine halbe Million Menschen in Libyen, Tunesien und Ägypten könnten damit mehr als drei Monate lang versorgt werden, heißt es.

Verhandeln statt schießen

Der deutsche Autor und frühere CDU-Politiker Jürgen Todenhöfer im Mittagsjournal-Gespräch, 24.03.2011, mit

Nicht nur bombardieren

Der deutsche Autor und frühere CDU-Politiker Jürgen Todenhöfer war vor wenigen Tagen in Libyen. Die Lage der Flüchtlinge sei katastrophal, berichtet Todenhöfer im Ö1 Mittagsjournal. Die Menschen frierten vor allem. Dennoch seien die Menschen vor allem in Bengasi in einer Aufbruchsstimmung.

Die Menschen hätten die Freiheit gespürt und sie würden nicht aufgeben, sagt Todenhöfer im Ö1-Interview. UNO-Generalsekretär Ban-ki-Moon müsse auf eine Verhandlungslösung drängen und die letzte Chance auf einen Waffenstillstand nützen. Man dürfe nicht nur auf Bomben setzen.