Gewerkschaft gegen Mediengesetz

Journalisten im Hungerstreik

In Ungarn protestieren Journalisten und Gewerkschaften gegen das neue Mediengesetz. Zwei Journalisten des staatlichen Fernsehens sind im Hungerstreik. Ihr Protest gegen die Einflussnahme der Regierung auf die Medien hat ihnen die Entlassung eingetragen. Karoly György von der Föderation der ungarischen Gewerkschaften kämpft gegen diese Entlassungen an und fürchtet um die Demokratie in seinem Land.

Morgenjournal, 29.12.2011

Fristlose Entlassung

Ungarische Oppositionsparteien und Zivilorganisationen protestieren gegen die fristlose Entlassung der im Hungerstreik stehenden Fernsehjournalisten Balazs Nagy Navarro und Aranka Szavuly. Die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft der Fernseh- und Filmschaffenden waren durch die Mediendienstleistungs-Gesellschaft MTVA gefeuert worden. Andras Schiffer, Vorsitzender der oppositionellen Grünen LMP, hofft, dass den entlassenen Gewerkschaftschefs vor dem Arbeitsgericht Gerechtigkeit widerfährt. Attila Mesterhazy, Chef der oppositionellen Sozialisten (MSZP), erklärte, mit der Entlassung habe die "Regierung erneut ein Messer in die aus tausend Wunden blutenden Republik Ungarn gerammt".

"Arbeitgeber provoziert"

"Wir setzen unseren Hungerstreik fort", betonte Nagy Navarro. Mit ihrer Aktion protestieren die Gewerkschaftsvertreter seit dem 10. Dezember gegen die Einflussnahme der Regierung auf die Medien und die Nachrichtenmanipulierung beim Staatsfernsehen und fordern die Entlassung der Verantwortlichen. Laut MTVA-Sprecherin Agnes Cserhati wurden die Hungerstreikenden entlassen, da sie mit ihrer Aktion "ihren Arbeitgeber dauerhaft provozieren". Mit ihrer "bewussten rechtswidrigen Tätigkeit verletzen sie das Mediengesetz". Dieses Verhalten der Hungerstreikenden würde eindeutig beweisen, dass "sie nicht zum Kollektiv der Arbeitnehmer der öffentlich-rechtlichen Medien gehören wollen", begründet die MTVA die Entlassung.

Manipulationsvorwürfe

Laut Balazs Nagy Navarro habe die MTVA bereits vor Beginn des Hungerstreiks versucht, ihn und Aranka Szavuly aus dem TV zu entfernen, was angesichts der Tatsache, dass sie Gewerkschaftsführer sind, nicht gelungen sei. Nagy Navarro fordert weiter, die "wahren Betrüger" der Nachrichtenmanipulation endlich zur Verantwortung zu ziehen. Bei dieser Manipulierung sei bei einem Interview mit dem rumänischen EU-Abgeordneten und ehemaligen reformierten Bischof, dem Siebenbürger Ungarn Laszlo Tökes, der im Hintergrund anwesende Ex-Präsident des ungarischen Obersten Gerichts, Zoltan Lomnici, wegretuschiert worden. (Text: APA, Red.)