US-Autor Gore Vidal ist tot

Der US-amerikanische Schriftsteller und Drehbuchautor Gore Vidal ist tot. Der 86-Jährige ist gestern in seinem Haus in den Hollywood Hills nahe Los Angeles an einer Lungenentzündung gestorben.

Mit mehr als 20 Romanen, einem halben Dutzend Theaterstücken, Drehbüchern, darunter das für den Kinoklassiker "Ben Hur", Essays und einer Autobiografie hat Vidal im Verlauf von sechs Jahrzehnten ein vielfach preisgekröntes Werk produziert.

Mittagsjournal, 1.8.2012

Kriegslüstern, raffgierig und expansionsbeflissen seien die USA, ein "Imperium", in vieler Hinsicht dem Römischen Reich ähnlich, mit einer total korrupten Gesellschaft. Als scharfzüngiger Sozialkritiker hat Gore Vidal Jahrzehnte lang die amerikanische Politik und die Politiker in Romanen, Essays und bei öffentlichen Debatten vorgeführt.

Präsident Roosevelt warf er vor, den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor vorsätzlich provoziert zu haben, amerikanische Anti-Terror-Maßnahmen stellte er auf eine Stufe mit Hitlers Reaktion nach dem Reichstagsbrand. Er hat George Bush verdächtigt, den Anschlag von 09/11 absichtlich nicht verhindert zu haben und die Kriege gegen den Irak und gegen die Taliban seien diktatorische Angelegenheiten. Auch die immer wieder gehörte Meinung, dass die USA den Irak nur angegriffen hätten, um an das Öl zu gelangen, unterstützte Gore Vidal.

Bereits mit Romandebüt erfolgreich

Gore Vidal hatte sich auch selbst in der Politik versucht, zunächst als Ghost-Writer für Präsident John F. Kennedy. Sein Traum vom Senatorenposten im US-Kongress ging allerdings niemals in Erfüllung, das amerikanische Establishment hatte den sozialen Systemkritiker als Kommunisten verunglimpft.

Erfolgreich von Anfang an war die Karriere als Autor - von seinem Romandebüt "Williwaw", in dem Gore Vidal seine Kriegsdiensterlebnisse verarbeitet hatte, über "The City and the Pillar", eine homosexuelle Coming-of-Age-Story, die von Skandalen begleitet war, bis zu seiner siebenbändigen amerikanischen Chronik, die er anno 2000 abgeschlossen hat. Zuvor hatte es ihm auch die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" bestätigt: "Dieser Liberale schreibt die besten Sätze seiner Generation."

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Gore Vidal