Erste Premiere in "neuer" Kammeroper

Für die Wiener Kammeroper hat eine neue Ära begonnen: Die Bühne am Fleischmarkt wird künftig zentral vom Theater an der Wien bespielt. Gezeigt werden Opern in Kammerbesetzung, wobei das Theater an der Wien erstmals auf ein eigenes siebenköpfiges Gesangsensemble zurückgreifen kann. Gestern Abend ging in der Kammeroper die erste Premiere über die Bühne.

Morgenjournal, 22.10.2012

Als 18-Jähriger schrieb Gioacchino Rossini seine erste Oper "La cambiale di matrimonio" - zu Deutsch: Der Heiratswechsel. Ein bemerkenswertes Debüt, das späteren Meisterwerken des großen Opernkomponisten in wenig nachsteht.

Mit dem Erstlingswerk wollte man ganz bewusst den Neubeginn der Wiener Kammeroper markieren, erklärt Sebastian Schwarz, künstlerischer Betriebsdirektor des Theater an der Wien und nun auch künstlerischer Leiter der Kammeroper.

Ein junges Ensemble

In den vergangenen Jahren hat Schwarz ein Ensemble aus sieben jungen Sängerinnen und Sängern aufgebaut, die bereits Erfahrungen in Opernstudios gesammelt haben. Sie sollen sich an der Kammeroper in großen Partien der Opernliteratur üben, daneben Meisterklassen besuchen und im Haupthaus in Nebenrollen auftreten.

Eine gelungene Vorstellung

Am 21. Oktober 2012 stellte sich das junge Ensemble dem Wiener Publikum erstmals in einer Opernproduktion vor und widmete sich Rossinis frühromantischem Einakter mit großer Spielfreude.

"La cambiale di matrimonio" handelt vom venezianischen Kaufmann Tobia Mill, der seine Tochter an einen kanadischen Geschäftspartner verscherbeln will. Am Ende siegt dann aber doch die wahre Liebe.

Den Witz der Handlung brachte der italienische Regisseur Jacopo Spirei mit guten Einfällen auf die Bühne. Auch gesanglich erfüllte das Ensemble fast geschlossen die hohen Erwartungen, von allfälliger Nervosität war da wenig zu merken.

Glanzlichter des Abends waren die Sopranistin Anna Maria Sarra in der Rolle der Fanny Mill sowie der litauische Bass-Bariton Igor Bakan als deren durchgeknallter Vater.

Etwas über eine Stunde dauerte der Abend, an dem das Ensemble einen überzeugenden Eindruck hinterließ. Das Premierenpublikum bedankte sich am Ende mit großem Jubel.

Noch drei Produktionen

In dieser Saison wird das Theater an der Wien in der Kammeroper noch weitere drei Produktionen zeigen, darunter etwa eine Uraufführung des deutschen Komponisten Hans-Jürgen von Bose oder Puccinis Gassenhauer "La Bohème" in einer Adaption für Kammerensemble. Zudem wird eine Produktion der Neuen Oper Wien zu sehen sein.

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