Kunstvolle Stolpersteine

Francois Ozons "In ihrem Haus"

Ein Lehrer unterrichtet seinen Schüler - daran mag nichts Besonderes sein, doch in Francois Ozons neuem Film "In ihrem Haus" haben die beiden eine besondere Verbindung durch die Leidenschaft für die Literatur. Basierend auf dem Theaterstück "Der Junge aus der letzten Reihe" des spanischen Autors Juan Mayorga öffnet Ozon einen unbegrenzten Raum für die literarische Fantasie.

Morgenjournal, 30.11.2012

Nichts als Stumpfsinn findet der Lehrer Germain in den Aufsätzen seiner Schüler. Wie man eine Pizza bestellt oder was man mit dem Handy so anstellen kann. Doch ein 16jähriger mit der Obsession für das Wohnhaus seines Schulkameraden und des dazugehörigen Personals weckt plötzlich Germains Interesse. Selbst ein Schriftsteller mit unterdurchschnittlichem Erfolg nimmt er den Schüler unter seine Fittiche.

Fiktion und Wirklichkeit

Die Wirklichkeit und die Fiktion mischen sich hier auf mehreren Erzählebenen, gleiten langsam ineinander. Bezieht sich die erste ebene auf die dritte, arbeitet sich diese dann an der zweiten ab und so weiter.

Regisseur Francois Ozon: "Es war von Anfang an vorgesehen, dass Germain ein Teil der Fiktion wird. Als Lehrer ist er von der Erzählung seines Schülers komplett fasziniert, deshalb wollte ich, dass er selbst ein Teil der Geschichte wird. Wir wussten aber nicht, ob das wirklich funktioniert oder nicht."

Partner in Crime

Doch nicht nur die Grenzen zwischen Erzählfiguren und realen Personen lösen sich auf, auch die Hierarchie zwischen Schüler und Lehrer. Das Vexierspiel der Leidenschaften macht sie zu Partnern in Crime, immer mehr wird Germain zum Manipulationsobjekt , zieht sich selbst den Boden unter den Füssen weg, ohne es zu bemerken.

"Mir gefiel der inhaltliche Reichtum der Theatervorlage, die Kunst, den Zuschauer auf amüsante Weise ins Zentrum des Schöpfungsprozesses zu stellen, überhaupt nicht schwerfällig oder gar theoretisch", so Francois Ozon.

Erotische Untertöne

Eine Leichtigkeit, die sich auch Ozons film behalten hat, ein subtiles Panoptikum der menschlichen Täuschung, das gekonnt mit erotischen Untertönen spielt und den Figuren kunstvolle Stolpersteine in den Weg legt, gebastelt aus Hinterlist, Übereifer, vorgespielter Naivität, aber auch Stolz und Eitelkeit.