Die Diva will nicht singen
Dustin Hoffmans Regiedebüt "Quartett"
Von alle seinen Werken gefalle ihm die "Casa Verdi" am besten, meinte Giuseppe Verdi einmal in Anspielung auf ein von ihm in Mailand gestiftetes Altersheim für Musiker. Genau dieses Haus ist auch Vorbild für den Schauplatz von Dustin Hoffmans Regiedebüt "Quartett". Nach Filmen wie "The Best Exotic Marigold Hotel" und "Wie beim ersten Mal" ein weiteres Kinoereignis, das den Trend zur Seniorenkomödie fortsetzt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.1.2013
In der Seniorenresidenz Beechham House herrscht Aufregung. Ein prominenter Neuzugang ist angekündigt, doch wer, ist vorerst nicht bekannt. Dann aber wird das Geheimnis gelüftet, sehr zum Ärger des Opernsängers Reggie (Tom Courtenay), es ist ausgerechnet seine Ex-Frau (Maggie Smith), ein ehemaliger Opern-Star.
Doch schon bald fährt der Film auf Versöhnungskurs, die Musik soll wieder einmal die Wogen glätten, ein gemeinsamer Auftritt mit einem bekannten Quartett aus Verdis "Rigoletto" nachhelfen, doch es gibt ein Problem: Die Diva will nicht singen.
Versagensängste
Eine geistig etwas nachlässige Sängerin, ihr Kollege, der gerne mit dem jungen Betreuungspersonal des Altersheims flirtet, meist schrullig, aber liebenswürdig sind die Witze, mit denen sich die Pensionisten selbst über ihr Alter hinwegzutäuschen versuchen. "Man kann im Alter zwar körperlich nachlassen", meint Regiedebütant Dustin Hoffman, "ganz anders jedoch die Seele, die kann sich erweitern."
1978 hat Dustin Hoffman schon einmal beim Film "Stunde der Bewährung" auf dem Regiestuhl Platz genommen, aber vorzeitig abgebrochen. Zu viel Angst vor dem Versagen. Kein Zufall, dass er es jetzt mit 75 Jahren doch noch versucht. Die Ironie dabei: Ausgerechnet seine Hauptfigur, die Opern-Diva, hat ebenfalls mit Versagensangst zu kämpfen.
Keine eigene Handschrift
Der Ausgang der Geschichte in "Quartett" ist nicht schwer zu erraten, das zwischenmenschliche Drama weichgespült, gepflegte englische Gartenatmosphäre und ein Filmpersonal voll guter Laune als harmlose Trumpfkarte. Eine prägnante Handschrift des Regisseurs ist nicht erkennbar. Sollte Hoffman damit wirklich speziell ältere Semester zur Lebenshilfe ins Kino locken wollen? Aber wer will dann schon freiwillig gnadenlos unterfordert werden?