Josef Dabernig in Graz
In einer Woche beginnt die Diagonale, das Festival des österreichischen Films, in Graz. Ein Schwerpunkt des Programms ist dem Künstler und Filmemacher Josef Dabernig gewidmet, der auch den diesjährigen Festival-Trailer gestaltet hat. Parallel dazu präsentiert das Kunsthaus Graz eine Ausstellung Dabernigs, die auch eine Außenstelle in der Neuen Galerie hat.
8. April 2017, 21:58
"Panorama" heißt die Ausstellung, und sie zeigt einen Werkkomplex, der seit 1989 beständig wächst: fotografische Panoramen von Sportstätten und Stadien, aufgenommen in verschiedenen Ecken der Welt, von Ägypten über Kosovo bis Armenien.
Kulturjournal, 04.03.2013
Josef Dabernig ist ein Künstler, der den Spagat zwischen bildender Kunst und Film seit Jahren bewältigt: Seine experimentellen Filme werden sowohl auf Filmfestivals gezeigt, als auch in Ausstellungen. Diesmal hat er sich entschieden, die Filme - mit entsprechender Projektionstechnik - im Rahmen der Diagonale im Kino zu zeigen, und im Kunsthaus Graz dafür ausschließlich Fotografien. Die Panoramen bestehen aus jeweils sechs mit Abständen nebeneinander aufgelegten Fotos, wodurch sie etwas "Laufbildartiges" bekommen, sagt Josef Dabernig.
Fotografiert werden die Panoramen auf Fußballplätzen mit einer Kleinbildkamera nach einem strengen Schema: Er stellt sich an der Mittellinie auf, macht drei Bilder nach links, drei nach rechts, und hat somit den Winkel von 180 Grad, also einer Seitenlinie, aufgenommen. "Die Fotos werden zwar nicht aneinander angeglichen, aber sie haben insgesamt doch eine Strenge", so Dabernig.
Orte in Transformation
Es sind weniger die großen, neuen Stadien, die Dabernig interessieren, als verlassene dörfliche Fußballplätze, Sitzreihen mit Patina und verwachsene Trainingsplätze, die man nur mehr aufgrund der Fußballtore als solche identifizieren kann: "Es sind eher die Orte, die in Transformation sind oder waren, in Auflösung. Es interessiert mich auch die Geschichte des Ortes, die sich auch über die Struktur abbildet unter Umständen."
Seit 1989 betreibt Dabernig die Panorama-Serie, auch als eine Art Reisetagebuch. Die in der Kunsthalle Graz gezeigten Foto-Reihen sind in Kairo, in Vilnius, in Krakau, Prishtina und Yerevan entstanden. "Diese Orte gibt es auf der ganzen Welt", meint Dabernig. "Es ist nichts lokalspezifisches, ein globaler Ort."
Die Leere der Freiräume
Es wird nicht Fußball gespielt und es gibt keine Akteure. Für Katrin Bucher Trantow, die Kuratorin der Ausstellung im Kunsthaus Graz, ist gerade diese Leere der Freiräume das Hauptmotiv der Fotos. "Darin sehe ich die Mikrogeschichten aufgehen", sagt sie. "Ich erkenne in dem etwas kaputten Tor vielleicht auch einen Traum, der zu Ende geht." Es seien "feine Geschichten, die sich auftun beim Betrachten."
Obwohl alle Fußballplätze nach der gleichen formalen Struktur abgebildet sind, sehen alle anders aus. Manchmal ist aufgrund von Details zu erkennen, dass es sich um Orte in Osteuropa handelt und wenig Geld für die Pflege der Anlagen zur Verfügung steht. In Gjumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens, fand Dabernig einen Fußballplatz, auf dem Leute Erdäpfel und Kukuruz anbauten.
Ein Teil der Ausstellung "Josef Dabernig. Panorama" ist in einem Rondeau in der Neuen Galerie installiert, der andere in der sogenannten Needle im obersten Stockwerk des Kunsthauses Graz installiert, einem verglasten Raum mit 180 Grad Blick aufs städtische Panorama.
Josef Dabernig ist in Graz derzeit stark präsent - ergänzend zu seiner Ausstellung, die bereits eröffnet ist, kann man seine Filme nächste Woche im Rahmen des Filmfestivals Diagonale im Kino sehen.