"Hunderte Tote": Blutbad in Kairo?

In Kairo hat die Polizei heute früh damit begonnen, die Protestlager der Islamisten zu räumen. Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Über die Zahl der Opfer liegen widersprüchliche Informationen vor. Die Muslimbrüder sprechen sogar von bis zu 300 Toten und mehreren tausend Verletzten. Die Übergangsregierung in Kairo bestätigt den Tod von sieben Demonstranten und zwei Polizisten.

Mann mit einem Gewehr vor Feuer in Kairo

(c) Darwish, EPA

Morgenjournal, 14.8.2013

Unklare Opferzahlen

Die Polizei hatte in der Früh mit der Auflösung der Camps auf dem Rabaa-al-Adawiya-Platz sowie dem Nahda-Platz begonnen. Dabei setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein. Augenzeugen berichteten auch vom Einsatz von Gummigeschoßen. Die Islamisten hätten Steine und Flaschen auf die Polizei geworfen. Die ägyptische Armee eröffnete dabei nach Augenzeugenberichten auch das Feuer auf Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi, die zum Protestlager der Islamisten in Kairo vordringen wollten. Ein Reuters-Reporter sah nach eigenen Angaben rund 20 Menschen, die Schüsse in die Beine erlitten hatten. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP zählte auf dem Rabaa-al-Adawiya-Platz 43 Tote. Demnach hatten viele von ihnen Schusswunden. Die Muslimbruderschaft berichtete von über 100 Toten und rief die Ägypter zu Massenprotesten gegen das "Massaker" auf.

Festnahmen und Straßensperren

Das Innenministerium bestätigte lediglich zwei Tote in den Reihen der Sicherheitskräfte. Die Demonstranten hätten das Feuer auf die Polizisten eröffnet, hieß es in einer Mitteilung. Es seien Dutzende von Demonstranten festgenommen worden, die Schusswaffen bei sich getragen hätten. Im Staatsfernsehen war zu sehen, wie Bulldozer von den Demonstranten errichtete Barrikaden zerstörten. Später hieß es vom Innenministerium, dass das kleinere der beiden Protestlager, jenes am Nahda-Platz, bereits "vollständig unter der Kontrolle" der Sicherheitskräfte sei.

Das Innenministerium ordnete zugleich die Einstellung des Zugverkehrs von und nach Kairo an, offensichtlich um die Bewegungsfreiheit möglicher Protestgruppen einzuschränken. Polizei und Armee errichteten auch Straßensperren auf den Straßen rund um den internationalen Flughafen von Kairo. (Text: APA, Red.)