Jüdisches Filmfestival
Heute Abend wird in der Wiener Urania das Jüdische Filmfestival eröffnet. Und es hat eine gewohnt große Bandbreite zu bieten. Die historische Filmreihe "Das andere Leben" führt etwa in die unmittelbare Nachkriegszeit und zeigt den damaligen Umgang mit dem Nazi-Terror im deutschsprachigen Raum.
8. April 2017, 21:58

(c) Hummel, ORF
Daneben feiert das Festival den 100. Geburtstag von Danny Kaye mit der Werfel-Verfilmung "Jakobowsky und der Oberst", in der Kaye an der Seite von Curd Jürgens zu sehen ist. Im zeitgenössischen jüdischen Filmschaffen spielt der Humor wieder eine große Rolle und ein Film, der das auf außergewöhnliche Weise zeigt, ist ausgerechnet eine Dokumentation über die als bierernst verschriene klassische Musiklandschaft.
Kulturjournal, 02.10.2013
Eine spannende Frage hat sich das Jüdische Filmfestival mit seiner historischen Reihe "Das andere Leben" gestellt. Wie arbeiteten die Filmschaffenden in Deutschland und Österreich in den 1940er und 50er Jahren die Gräuel des Nazi-Regimes auf? In der DDR entstanden damals gleich eine Reihe antifaschistischer Filme. Einer von Ihnen, das Drama "Sterne", wurde 1959 sogar in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet. Anders war da die Lage in Österreich, so die Programm-Leiterin des Jüdischen Filmfestivals Monika Kaczek.
Das zeitgenössische Programm entführt mit dem 2012 entstandenen Drama "Der deutsche Freund" etwa nach Argentinien. Dort haben in der Nachkriegszeit Juden und Nazis Tür an Tür gelebt und der Film beobachtet, wie die nachfolgende Generation mit den Schatten der Vergangenheit umgeht. Daneben steht eine ganze Reihe an Filmkomödien auf dem Spielplan, aus Frankreich, den USA und auch aus Österreich.
"Noseland" geht ins Ohr
Mit einer ganz gehörigen Portion Selbstironie macht sich die Dokumentation "Noseland" an ihr Thema heran. Zwei herausragende Musiker, Aleksey Igudesman und Julian Rachlin, nehmen da nämlich gemeinsam die klassische Musikszene aufs Korn. Porträtiert wird Julian Rachlins Musikfestival im kroatischen Dubrovnik. Doch eigentlich geht es darum, der klassischen Musik einen neuen Ruf zu verpassen.
Aleksey Igudesman liefert mit diesem gestellten Dokumentarfilm sein Regiedebüt ab und inszeniert sich selbst als Interviewer. Und da spielt er den blauäugigen Naivling, der seine Gegenüber immer wieder vor den Kopf stößt. Roger Moore, der als Rezitator am Festival teilnimmt, spielt da den gekränkten Bond-Darsteller. Und Dirigenten bekommen Witze zu hören, die ihren Berufsstand verunglimpfen. Bei allem Witz und aller ironischen Doppelbödigkeit kommt der Musik im Film aber immer noch die Hauptrolle zu, so Aleksey Igudesman. Bleibt nur noch die Frage, warum ein Film, der so ins Ohr geht, ausgerechnet den Namen "Noseland" trägt.
Aleksey Igudesman und Julian Rachlin werden bei der Premiere ihres Films am 17. Oktober anwesend sein. Und schon am kommenden Sonntag wird Carl Djerassi, dem ein Dokumentarfilm gewidmet ist, als Gast beim Jüdischen Filmfestival erwartet.
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen beim Jüdischen Filmfestival ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Jüdisches Filmfestival